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Orgelspiel und Liedgesang

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Karl Richter, als Dirigent und Cembalist einer eindrucksvollen „Matthäuspassion“ noch in frischer Erinnerung, gab einen Orgelabend und erwies sich in seinem BacA-Spiel nicht weniger profiliert und überzeugend. Zwischen Toccata und Fuge d-Moll und Präludium und Fuge e-Moll stand die hell und fröhlich registrierte Triosonate Nr. 6 (GDur), der f-Moll-Fantasie Mozarts folgte die große Fantasie und Doppelfuge über den Namen B-A-C-H von Max Re^er. Richter meistert die großen Formen souverän zu klarer Sicht und weiß im Kleinen ohne Registrierungsmätzchen Variabilität und lebendige Gliederung zu erreichen. Erstaunlich bleibt immer wieder festzustellen, wie klein der große Mozart neben dem sächsischen und dem bayrischen Riesen wird. (Aber nur auf der Orgel!)

Evelyn Lear sang im Theater an der Wien Lieder von Hugo Wolf. Achtzehn Lieder, die Zugaben nicht gerechnet, durch ihre Auswahl und Folge ein geschlossenes Programm. Kindliche Schalk-heit, religiöse Stimmung, romantische Versunkenheit, Naturverbundenheit, Sehnsucht und Triumph leben in diesen Liedern und wurden deutlich, am deutlichsten in der Nähe szenischer Verkörperung. Ein Letztes blieb gleichwohl ungesagt, dennoch gingen die Zuhörer reich beschenkt nach Hause, wozu auch Erik Werba als Begleiter sein nicht geringes Teil beitrug.

Dietrich Fischer-Dieskau widmete seinen Liederabend Gesängen von Richard Strauss zum Gedenken an dessen 100. Geburtstag. Und er wußte durch die Auswahl größtenteils wenig bekannter Lieder des Meisters ein fast premierenhaftes Erlebnis zu gestalten, besonders durch die sechs Lieder aus dem „Krämerspiegel“, die hier tatsächlich zum erstenmal gesungen wurden. Es sind freilich Gelegenheitskompositionen (nach Dichtungen von Alfred Ken), aber Richard Strau s konnte auch das mit Kunst und Humor. Über Fischer-Dieskaus Gesangs- und Vortragskunst braucht nichts mehr gesagt zu werden. Er ist einer der ganz großen Liedersänger und eine künstlerisch vielseitige Persönlichkeit. Ausdrucksnüancen sind in der Stimme — und höchstens noch in den Augen — aber viel überzeugender als jede Geste wäre. Jörg Demus, dem als Begleiter diesmal eine große Aufgabe zufiel, löste sie in jeder Hinsicht konform mit. dem Sänger. u itobaatai.

Als echte Liedersängerin, deren Kunst man nur selten auf diesem Gebiet zu bewundern Gelegenheit hat, erwies sich im Brahms-Saal Wilma Lipp. Die Stimme hat das, was man eine kräftig strahlende Höhe nennt und ist bis in die Tiefe wohlklingend und ausdrucksvoll. Das Programm des ersten Teils— ein Dutzend Hugo-Wolj-lAeAer und vier der bekanntesten Gesänge von Joseph Marx — war ganz auf intime Wirkung und lyrischexpressiven Ausdruck gestellt, den Frau Lipp instinktsicher trifft. Ihr ebenso feiner wie elastischer Begleiter am Flügel war Walter Klien. Als er — bei den Marx-Liedern — von Joseph Krips abgelöst wurde, gab es tumultuösen Beifall, der dem stets gern gesehenen Gast und auch dem anwesenden Komponisten galt. Viele Blumen und Vorhänge, schon nach dem 1. Teil, für Kammersängerin Lipp. (Den zweiten Teil des Programms, den der Referent leider nicht mehr hören konnte, bildeten Liederzyklen von Pfitznes, und Strauss.)

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