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Symphonie, Chormusik und Ballett
Obwohl sie die Belastungsprobe zwischen Richard Strauss’ „Don Juan” und der 2. Symphonie von Brahms ausgezeichnet bestanden, werden die „Fünf Sätze für Streichorchester”, op. 5, von Anton v. Webern, komponiert 1909, bei einem gewissen Teil des Publikums auch heute noch abgelehnt, nicht mehr in leidenschaftlichen Protesten zwar, sondern durch kühlen Höflichkeitsbeifall, der zumindest der Wiedergabe nicht versagt werden konnte, die unter Herbert v. Karajan Klarheit und Durchsichtigkeit sowie Ausdruck der inneren Spannungen zu höchster Konzentration auf kleinstem Raum vereinte und verdichtete, gleichsam zum aphoristischen Erlebnis machte.
Völlig gegensätzlich der Karajanschen Ausgewogenheit ist die Dirigierkunst Lorin Maazel : leidenschaftlich, zur Exaltion und grellen’ Kontrasten drängend, was allerdings der „Symphonie Fantastique” von Hector Berlioz zugute kam, die in Einzeleindrücken von großer Wucht, besonders in den letzten Sätzen unmittelbare Wirkung sprühte. Die entzückende Partitur von „Ma mere Toye” von Maurice Ravel und Debussys bereits klassisch gewordene symphonische Skizzen „La Mer” entbehren der Furiosität, doch gelang besonders das erstere zu Schlichtheit und Einfachheit im Ausdruck.
Zu einer Gedenkfeier für Hans Pfitzner, anläßlich seines 10. Todestages, lud die Mozartgemeinde. Nach einem Vortrag von Rudolf Hanzl, der vor allem Pfitzner, dem Menschen galt, und nach einer Reihe von Lichtbildern spielte das Genser- Winkler-Trio das „Duo für Violine und Violoncello mit Begleitung des Klaviers”, op. 43. Die Wiedergabe war musikalisch gediegen, von innen her erwärmt, in sorgfältiger Ausgewogenheit der Instrumente (mit leiser Führung der Violine). Emmy Loose sang, von Eric Werba begleitet, acht Lieder aus den „Alten Weisen”, op. 33, und bewies ihre hohe Gesangs- und Vortrag9kunst.
Mit Motetten von Antonio Lotti und Giovanni Gabrieli (bis zur Vierzehnstimmigkeit) sowie mit einer glänzenden Wiedergabe der e-moll-Messe von Anton Bruckner stellte der Chor der Wiener Singakademie, geleitet von Hans Gillesberger, seine klanglichen und ausdrucksmäßigen Qualitäten fernab jeder musikalischen Problematik vor, und man war in der Tat diesmal vom schönen ausdrucksvollen Singen außerordentlich tief beeindruckt.
Ein Erlebnis besonderer Art vermittelte die Zweiganstalt Döbling der Musiklehranstalten der Stadt Wien. „Reihenmusik — pädagogisch und konzertant” hieß das Programm und brachte Darbietungen von Elementarschülern aus Hanns Jelineks „Zwölf ton- fibel” und Ernst Kreneks „Klavierstücken”, op. 83, ergänzt durch Darbietungen der Lehrer. Als Abschluß boten die Kinder das „Selbstbildnis des Marc Aurel” für Sprechstimme und einige Instrumente von Jelinek. Man muß dem Leiter, Franz Schmitzer, und seinen Lehrkräften danken und ebenso dem Direktor der Musiklehranstalten, der durch seinen persönlichen Einsatz diese Arbeit und damit diese Erfolge ermöglicht.
Ein Abend des Volksopernballetts. Das „WiendpfRingelspiel”,. Ballett von Dia Luca, .Musik, nach Johann, Josef und Eduard Strauß, ist eine turbulente Szenenfolge, absolut vergnüglich, aus dem Wiener Leben. Das Theater hat hier, was des Theaters ist, und wirkt absolut und sicher ohne Leerlauf von Anfang bis Ende. Das Tänzerische hat Niveau, ist künstlerische’ Leistung. Vor allem aber ist hier eine Frische, die auf Langlebigkeit deutet. Ernster sind die beiden vorangehenden Ballette von Franz Salmhofer „Notturno” und „Das lockende Phantom”, letzteres von dramatischem Atem, mit einer Musik, die keinerlei Neues, dieses aber hand- werks- und theatersicher bringt und daher wirkt. Die Spanischen Impressionen „L’Arlesienne” zur Musik von Georges Bizet sind, am Beginn des Abends, so recht, was sie sein müssen: sie bereiten die Spannung vor.
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