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Wagner-Bruckner-Konzert

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Unter seinem Chefdirigenten Heinz Wallberg veranstaltet das Tonkünstlerorchester im Großen Musikvereinssaal einen fünfteiligen Waener-Bruckner-Zyklus. Auf dem Programm des ersten Konzerts standen das Vorspiel zum ersten Akt „Parsijal“ (von allen Wagner-Ouvertüren die im Konzertsaal „verlorenste“), der ^iarfreitagszauber“ und Bruckners erste Symphonie in der ursprünglichen (Linzer) Fassung, deren halbfertige Partitur Bruckner in seinem Gepäck mit sich führte, als er zur Uraufführung des „Tristan“ im Mai 1865 nach München reiste. — Schon im ersten Teil des Konzerts erfreute das Orchester mit seinem hellklingenden, sicher intonierenden Blech und den präzis, wenn auch zuweilen etwas vorsichtig spielenden Streichern. Wallberg dirigierte mit sieht- und hörbarer Emotion, und Bruckners noch ein wenig ungelenke, aber bereits ganz eigenartige Erste, das „kecke Beserl“, gelang bestens.

Claudio Arrau, 1904 in Chile geboren, als Staatsstipendiat vornehmlich in Deutschland ausgebildet trat bereits als sechsjähriges Wunderkind hervor; er spielt also schon fünifundfünfzig Jahre. Davon ist, im negativen Sinn, nichts zu merken: Arraus Sicherheit und Virtuosität sind auch heute noch uneingeschränkt zu bewundern. Als Künstler ist er ein sehr merkwürdiger Mensch, der sich, auch im Verlauf eines ganzen Abends (er spielte am vergangenen Montag abend' die Beethoven-Sonaten Es-Dur op. 31 und die „Appasionata“ sowie den zwanzigteiligen „Carnaval“ von Schumann), nicht in die Karten schauen läßt. Arrau spielt vor allem Klavier. (Das hat Arrau etwa mit Cherkassy gemeinsam.) An diesem Abend war es ein Steinway, dessen harter und klarer Ton sich zumindest für Schumann nicht sonderlich eignete. Was er beim brillanten Vortrag Beethovens oder Schumanns empfindet, ist nicht mit Sicherheit auszumachen. Im zweiten Stück, Beethovens f-Moll-Sonate, überraschte er durch extreme Eigenwilligkeiten im Tempo. Viel Beifall eines sehr aufmerksamen und interessierten Publikums.

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