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Parsifal im Dom

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Die Programmierung der „XXVI Settimana Musicale Senese” wurde auch in diesem Jahre im wesentlichen von Prof. Dr. Mario Fabbri ausgearbeitet, welcher als Direktor der „Aecademia Musicale Chigiana” und der im Jahre 1932 gegründeten Sieneser Musikwochen sieben Jahre lang beide Institutionen geleitet und auf ein Niveau gebracht hatte, welches diesen einen festen Platz in der Keihe der internationalen Musikakademien und Musikfestivals von Europa sichert. Fabbri, eine der profiliertesten Persönlichkeiten der italienischen Musikwissenschaft und Direktor des „Conservatorio Cherubini” von Florenz, ist im März dieses Jahres von beiden Sieneser Ämtern zurückgetreten und wird sich „anderen Aufgaben widmen”; so wurde in der von Avv. Danilo Verzili, Präsident der Akademie und der „Settimana” gehaltenen Eröffnungsrede bekanntgegeben und gleichzeitig die Wiederherstellung einer ehemals vorhandenen gemeinsamen finanziellen und organisatorischen Basis angekündigt, auf welche sich ein künftig zu bildendes Direktionskomitee zu stützen hätte.

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Die Programmierung der „XXVI Settimana Musicale Senese” wurde auch in diesem Jahre im wesentlichen von Prof. Dr. Mario Fabbri ausgearbeitet, welcher als Direktor der „Aecademia Musicale Chigiana” und der im Jahre 1932 gegründeten Sieneser Musikwochen sieben Jahre lang beide Institutionen geleitet und auf ein Niveau gebracht hatte, welches diesen einen festen Platz in der Keihe der internationalen Musikakademien und Musikfestivals von Europa sichert. Fabbri, eine der profiliertesten Persönlichkeiten der italienischen Musikwissenschaft und Direktor des „Conservatorio Cherubini” von Florenz, ist im März dieses Jahres von beiden Sieneser Ämtern zurückgetreten und wird sich „anderen Aufgaben widmen”; so wurde in der von Avv. Danilo Verzili, Präsident der Akademie und der „Settimana” gehaltenen Eröffnungsrede bekanntgegeben und gleichzeitig die Wiederherstellung einer ehemals vorhandenen gemeinsamen finanziellen und organisatorischen Basis angekündigt, auf welche sich ein künftig zu bildendes Direktionskomitee zu stützen hätte.

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Wertvolles Gut vor dem Zugrunde- gehen im Staub der Archive zu bewahren, Vergessenes zu neuem Leben zu erwecken und noch nicht Bekanntes den Fachleuten und den Kennern, Liebhabern und Interessenten an guter Musik vorzustellen ist seit jeher die Devise der Musdkwochen von Siena gewesen und hat diesen ihr Gesicht und ihren Gehalt gegeben — so auch im heurigen Herbstprogramm, das zwei zeitgenössische Wiederaufführungen und drei Uraufführungen geboten hat.

Mit spannungsvoller Erwartung sah man besonders einem von Piero Bellugi geleiteten Domkonzert entgegen, das neben Verdis „Stabat Mater” und „Tedeum” eine „prima esecuzione” angekündigt hatte, eine Erstaufführung „wo und wie” sie im Geiste ihres Schöpfers entstanden war: in eben diesen einzigartigen Sakralraum, den Richard Wagner schon auf den ersten Blick als die Verwirklichung seiner Vision des Tempels vom Heiligen Gral empfunden und für würdig gefunden hatte, zum Ort des Heiligen Liebesmahles zu werden: .JParsifal”, 1. Aufzug. Mit dem Sängerknabenchor des Oratoriums „Immacolata” von Bergamo, dem Mailänder Symphonieorchester und dem Mailänder Chor der Radio- televisione Italiana, mit Tomislav Nerailic (Amfortas) und dem ausgezeichneten jungen Salzburger Bassisten Klaus Wallprecht — der merkwürdigerweise nicht im Programm genannt war! —, trat man, geleitet vom Klang der Tempelglocken, im Geiste die Wanderung an, deren Ziel zu erschauen dem großen Mystiker in der Musik gegeben war.

Die Liebe als Zentralkraft, alle Konflikte lösend, von allem Leid erlö- als solche nach längeren Gesprächen, send, alles uns alle beglückend, wird Betrachtungen und Diskussionen erkannt, in welche Alessandro Stra- della in seiner Serenata teatrale in due parti „VAecademia d’Amore” fünf Sänger verwickelt; von einem Streichorchester und Basso Continuo sekundiert, setzen sich diese mit den Thesen von Pietro Monesios Libretto in sehr reizvollen Arien und Rezita- tiven auseinander, bevor Amors Sieg endgültig offenbar wird. Diesen errang der kleine Gott überzeugend mit dem herrlichen tiefen Mezzo von Elena Žilio, deren Konzerte im italienischen Kulturinstttut in Wien wir noch in allerbester Erinnerung haben. Der Dirigent Ennio Gerelli führte die erstklassigen Solisten und den sich immer bestens bewährenden „Complesso da Camera di Siena” und mit ihnen die an musikalischen Einfällen reiche, typisch barocke Kantate zu einem glänzenden Erfolg. Marcello Peca hat die Bearbeitung des Werkes durchgeführt, von welchem sich zwei Manuskripte in der Estensischen Bibliothek in Modena und in der Nationalbibliothek von Turin befinden.

Höhepunkte der „XXVI Settimana Musicale Senese” bedeuteten zweifellos die im Jahre 1969 von Wladimir Vogel geschaffenen Chormadrigale „Aforismi e PCnsieri di Leonardo da Vinci” und die „Sei cori spirituali per voci miste a cappella” (1968) von Robert Lupi. Die Uraufführung beider Werke, die einen tiefen geistigen Gehalt und große formale Schönheiten aufweisen, wurde unter der ganz hervorragenden Leitung von Nino Antonellini mit dem Kammerchor des Römischen Rundfunks zu einem Ereignis von besonderer Bedeutung, dessen Nachwirkung und Ausstrahlung noch gar nicht abzuschätzen sind.

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