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ICH BIN EIN MÖNCH

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Aber ich bin in Sorge, ob ihr mir Gehör schenken werde).

Denn schlief;]ich stehe ich als Mönch ja doch ein wenig abseih vom Leben, von eurem Leben, ob ich's wahrhaben will oder nichl.

Mehr oder weniger geht uns das allen so, uns Mönchen: Wir stehen ein wenig abseits, Ihr spürt das. Und wir spüren es auch, wir Mönche. Gerade heute habe ich's wieder erlebt: Ich war, auf einem sonst etwas einsamen Weg; im Mittelgebirge war's. Fünf oder sechs junge Leute begegneten mir, Burschen und Mädchen; sie mögen ein wenig älter gewesen sein als ich selbst, so an die Dreißig. Sie gingen offenbar auf den Berg und achteten erst auf mich, als ich schon fast an ihnen vorbeiging. Da wurden sie noch heiterer, als sie schon gewesen waren; und im Vorbeigehen rief einer herzlich der Seinen zu: „Schau, da hast du's schon —“ Sie lachten —

Das Ganze natürlich eine nichf sehr bedeutungsvolle Begegnung, das geb' ich zu. Ich bin auch ein ungeschickter Erzähler, ich weih; das geb' ich auch zu. Aber ich habe gespürt: Ich war gemeint gewesen. Und darum hab ich's auch jefzf gesagt,

Aber es sei: Jetzt fordere ich von euch, dafj ihr mir Gehör schenkt. Seht mir ins Gesichtl Ich will euch gleichermaßen geradewegs ins Gesicht sehen. WI r müssen es ertragen, abseits zu stehen. Jetzt ertragt auch i h r unsern Blickt Ertragt unser Schweigen!

Und jetzt unser Wort:

Wenn ein Mensch immer nur eines sucht, dann wird er einmal alles verlieren: Und überreich sein, weil er das eine gefunden.

Viele haben alles andere. Nur das eine haben sie nicht. Welches eine? Oh, das eine Notwendige, das dir noch fehlt. (Spürst du manchmal, dah es dir fehlt?)

Der Mann, der uns das Gesetz gab, hat uns gesagt: „Brüder, verschlaft nicht die Stunde.“

Jetzt wachen wir und warten. Wir warten auf Gott, bis er wiederkommt. Und wir warten auf euch, bis daf) ihr kommt:.,. Du, der dir noch eines fehlt., Und du, der du noch nicht verspielt hast: Du muht verspielen, um zu gewinnen. Verstehst du?

Wir warten und wachen: Nun habt ihr's, warum wir abseits stehen.

Der Mann, der uns das Gesetz gab, hat uns gesagt: „Brüder, vor allen Dingen die Liebe. Nicht töten!“

Denn es gibt im Grunde nur zwei entgegengesetzte Weisen des Herzens; Die Langeweile und die Liebe.

Träumerei ist die selbstversunkene Langeweile eines Mensehen, der noch nichf liebt. Verzweiflung ist die selbstmörderische Langeweile eines Wesens, das nicht mehr liebt. Freunde, ihr sollt denken!

Ist es wahr, was ich sage? Oder ist es nichf wahr?

Der Heilige, der uns das Gesetz gab, hat uns gesagt: „Brüder, haltet fest an der Treue.“

Und wir haben Treue gelobt — daf) wir ausharren wollen auf unserer Wache: miteinander. So daf) keiner allein sei, auch wenn er allein ist. Es tut mir sehr leid, wenn ihr da nicht mehr mitkomm!.

Es ist uns geheifjen worden, den Frieden zu suchen. Da sind wir aufgebrochen.

Es ist uns Freiheit verheißen worden. Jetzt glauben wir an die Freiheit:

Nichf an die Freiheit der breiten Straßen und Plätze.

An die Freiheit der Gipfel!

Oder an die Freiheit Gottes am Kreuz!

Aber der Weg, Freunde, der Weg ist eng. Nur wer ein weites Herz hat, kann einen engen Weg begehen. Komm:

Gott hat uns nicht geboten, zufrieden zu sein. Sondern den Frieden zu suchen.

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