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Innere Schulreform: Kampf dem Streß

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„Unter Schulreform verstehe ich eine permanente Verbesserung des bestehenden Systems, wobei ich mit dem bestehenden System nicht unbedingt unzufrieden bin“, sagt der Tiroler Landesschulreferent, Landeshauptmannstellvertreter Dr. Fritz Prior. Nach seinen Vorstellungen soll die Schulentwicklung in Österreich auch von den Bundesländern entsprechend mitbestimmt werden und zu diesem Zweck wurden in Tirol im Rahmen des Pädagogischen Institutes Kommissionen eingerichtet, die Verbesserungsvorschläge sozusagen an der Basis ausarbeiten sollen.

Wie der Leiter des Projektes, Dr. Plössnig, erläutert, befassen sich zunächst vier Arbeitsgruppen mit Problemen der Volksschule, Hauptschule, Sonderschule und des Polytechnischen Lehrganges. Vertreter der Lehrerschaft, der Eltern sowie der Schulverwaltung gehören diesen Gruppen an. Man geht dabei vom Gedanken aus, daß Reformen nur dann wirklich in den Schulalltag aufgenommen werden, wenn sie von den Bedürfnissen und Erfordernissen der Praxis herrühren.

Fritz Prior spricht in diesem Zusammenhang von der „Inneren Schulreform“ und nennt einige Beispiele, die seiner Ansicht nach genauer zu überdenken seien: Auflösung der starren Klassenzüge in den Hauptschulen und damit Beseitigung einer Diskriminierung der Absolventen des zweiten Klassenzuges, wesentliche Erweiterung der musischen Bildung, Einführung moderner Unterrichtsmethoden (audiovisueller Unterricht) und nicht zuletzt die Durchsetzung einer objektiveren Leistungsbeurtei lung und damit Beseitigung des Schulstresses.

Prior: „Dauerleistung anstatt des Leistungsdruckes; die jungen Menschen fordern und zugleich fordern!“ Um solche Vorstellungen verwirklichen zu können, müßte manche derzeit übliche Methode der Leistungsfeststellung geändert werden. Prior denkt an ein Auflösen der terminisier- ten Schularbeiten in zeitlich nicht fixierte Tests.

Das Tiroler Schulkonzept ist so gut wie abgeschlossen. In den vergangen nen zehn Jahren Jahren wurden für Investitionen auf dem Schulsektor rund fünf Milliarden Schilling aufgewendet. Es gibt heute in jedem Tiroler Bezirk eine Allgemeinbildende Höhere Schule (AHS). Anderseits hat es sich bewährt, daß man rechtzeitig der Errichtung berufsbildender Schulen den Vorrang einräumte.

Was die Lehrersituation betrifft, so können die alljährlich aus den verschiedenen Ausbildungsstätten kommenden Junglehrer vorerst noch an den Pflichtschulen ohne Schwierigkeiten untergebracht werden, während an den höheren Schulen bereits ein Überangebot herrscht. Allerdings bedarf es dort noch einer Erhöhung der Dienstposten.

Mit der Verwirklichung des Tiroler Schulkonzeptes wurde innerhalb eines Jahrzehnts in diesem Bundesland jene Situation geschaffen, die man als „Chancengleichheit“ zu bezeichnen pflegt. Eine totale Chancengleichheit wird es allerdings nie geben, darüber sind sich die zuständigen Politiker und Behörden durchwegs einig.

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