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Wir müssen den restlichen, uns für die beiden Sonntagskonzerte zur Verfügung stehenden Raum auf unserer Kulturseite sehr ungerecht verteilen: Am Vormittag, im Nicolai-Konzert der Philharmoniker, Dr. Karl Böhm mit Mozarts C-Dur-Symphonie (KV 338). Das kann er. Wir wissen es. Aber wie er es kann, mit welcher Einfühlung und Meisterschaft, ist einzigartig. — Einzigartig auch die Verfeinerung seiner Mittel, die sich im letzten Jährzehnt immer mehr bemerkbar machte. — Und mit welch jugendlichem Elan legt er das „Heldenleben“, dieses ein wenig selbstbewußte Autoporträt des 34jährigen Richard Strauss von 1899 (in den genau vorgegebenen 42 Minuten) hin!

Franz Hrastnik, als Freischaffender in Wien lebend, Autor mehrerer mit Erfolg aufgeführter Theaterstücke und selbstillustrierter Bücher, stellt gegenwärtig malerische Impressionen von seinen Weltreisen in der „Galerie 29“ (Donaulände 29) aus.

Das macht ihm wohl kaum ein um fünf Jahrzehnte jüngerer nach. Freilich waren dabei auch die Wiener Philharmoniker „im Spiel“ ... Und am Abend, wir gestehen es offen, eine große Enttäuschung. Denn eine so laute, undifferenzierte Achte von Bruckner haben wir schon lange nicht gehört. — Eugen Jochum ist ein überaus tüchtiger und solider Kapellmeister und hat verdienstvoll an zahlreichen Opernhäusern gewirkt, bei Festspielen dirigiert, und nicht zuletzt, als Gründer und Leiter des Bayerischen Rundfunk-Symphonieorchesters (seit 1949) sich große Verdienste erworben. Aber 20 Jahre Bruckner-Interpretation durch die besten Dirigenten der mittleren und älteren Generation, mindestens zehn Jahre Strukturanalyse und Korrektur des traditionellen, simplifizierenden

EX LIBR1S

In der von Professor Ernst Schönwiese und Dr. Volkmar Parschalk redigierten Sendung werden am 10. Mai von 16 bis 17 Uhr folgende Bücher besprochen. Alois Vogel: Manes Sperber: Zur Analyse der Tyrannis. Jörg MauthelFred Peer: Wien — Spaziergang durch eine Stadt. Jutta Schütting: Park-mord. Lutz Besch (Glosse): Den kenne ich nicht! Hermann Pückler-Muskau: Griechische Leiden. Fürst Pückler reist nach England. Orientalische Reisen. F. Hering: Ein großer Herr. Zeiitschriftenschau: „Die Hören“. Marie-Luise Kaltenegger: Chile — Dokumentation einer Diktatur. Gespräch über Virginia Cow-les: Die Rothschilds. Fletcher Knebel: Der Außenseiter. Beatrix Schiferer: Girardi — Ein Wiener aus Graz.

Bruckner-Bildes sind an dem Präsidenten der Internationalen Bruckner-Gesellschaft offenbar spurlos vorübergegangen. — Gleich nach den ersten 5 Minuten erlebten wir einen Fortissimo-Ausbruch im Tutti, den man sich bestenfalls im Finale gefallen läßt (und auch da nicht ohne Widerspruch). Wir vergleichen nicht igern: aber man höre sich einmal einen solchen dynamischen Höhepunkt von Karajan, Böhm oder Bernstein an ... Hier sind freilich auch die unschuldigen Wiener Symphoniker ein wenig mitschuldig: solche Brutaleffekte hätten sie sich einfach nicht abfordern lassen dürfen. Das hätten die Philharmoniker und auch das Philadelphiasymphony-Orchestra nie getan. Dafür „schaffte“ er die Riesensymphonien um zwei Minuten kürzer als der langjährige Durchschnitt es ausweist. Wahrhaftig: ein geringer Trost... H.A. F.

Man ist heute geradezu verblüfft, wenn ein Kammerorchester mit einem Dirigenten arbeitet. Das Orchestre de Chambre Paul Kuentz — Paris tut es, und wie man nach dem Wiener Debüt im Musikverein sagen darf, mit gutem Grund. Auf ein Violinkonzert d-Moll von Char-■pentier folgte, etwas tmpersönlich, ä“ber gepfle*(*t gespielt von der Konzertmeisterin Monique Frasca-Co-lombier, das d-Moll-Konzert für Viola d'Amore von Vivaldi. Vor Samuel Barbers Adagio für Streicher — das ist eine Bearbeitung eines'Quartettsatzes aus op. 11 von der Hand des Komponisten — und den Rumänischen Volkstänzen von Bartök hatten Daniel Catalanotti und Gerard Michel in Telemonns Konzert für Hörner, D-Dur, ebenso wie in der abschließenden Jagdsuite F-Dur von Jean-Joseph Mouret Gelegenheit zur Entfaltung ihrer virtuosen Fähigkeiten auf zwei wunderbar leicht ansprechenden Instrumenten. Die federnde Eleganz des Spiels und die innere Spannung des Vortrags, die das Orchester auszeichnet, kann man gleicherweise den instrumentalen Fähigkeiten der elf Streicher wie der Leitung von Paul Kuentz zugute halten. Die Pariser verfügen nicht über die Leuchtkraft der „Musici di Roma“, wohl aber über die Disziplin und Homogenität von „St. Martin-in-the-Fields“ und sind somit den besten Ensembles dieser Art zuzuzählen. H. M.

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