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Weg von Erlebnisarchitektur

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Die erste, in der im Osten Klagenfurts auf einer Wiese gelegenen Kunsthalle Ritter gezeigte Ausstellung „Sha-pes and Positions" wurde vom Kurator Veit Loers, dem Direktor des Museums Fridericianum in Kassel, mit besonderer Rücksicht auf die spezifische Raumsituation und das generelle Ausstellungsprogramm der Kunsthalle abgestimmt. In dem schlichten, nur von Licht modellierten Raum werden nicht traditionelle Tafelbilder gezeigt, sondern klassisch zu nennende Arbeiten unter anderem

von Carl Andre, Imi Knoebel, Gerhard Richter, Richard Long und Donald Judd.

Diese Vertreter der Minimal, Land und Concept Art haben äußerste Reduziertheit und Elementarhaftigkeit gemeinsam. Ihre Arbeiten korrespondieren mit der von Franz Erhard Walther geschaffenen Kunsthalle, die bewußt die karge Ästhetik des Wittgenstein-Hauses in Wien zitiert. Sie kontrastiert damit sehr bewußt die „Er-lebnisarchitektur", wie sie heute Neubauten zahlreicher Museen und Ausstellungshallen in der Bundesrepublik Deutschland darbieten. Den auszustellenden Kunstwerken soll

durch die architektonische Hülle keine Konkurrenz gemacht werden.

Das 30 Millionen Schilling teure Gebäude, das als Druckerei, Verlag und Kunsthalle verwendet wird, soll durch weitere drei Module ausgebaut werden und im endgültigen Zustand einem permanenten Museum dauerhaften Platz bieten.

Zur Zeit sind in der Kunsthalle Ausstellungen zu sehen, die für längere Zeit der Öffentlichkeit zugänglich sind, gleichzeitig sind die Arbeiten auch käuflich zu erwerben. Wie stark das Interesse der Käufer sein wird, bleibt abzuwarten, da die Vertreter der vorläufig letzten Klassik der Moderne als extrem teuer einzustufen sind. Es müßten sich daher internationale Interessenten finden. Ob diese dann bis an den Stadtrand Klagenfurts kommen, bleibt ungewiß.

Neu für Klagenfurt

Helmut Ritter, Verleger und Kunsthallen-Betreiber, meint, die gezeigten Kunstwerke hätten sich international durchgesetzt, „es istfünf Minuten nach zwölf - aber nicht für Klagenfurt". Bisher sei nichts davon in dieser Stadt zu sehen gewesen.

Der Gemeinderat der Stadt muß das ähnlich sehen, sonst hätte er nicht einstimmig den Beschluß gefaßt, die Kunsthalle Ritter mit einem Zuschuß zu fördern. Auch das Land hat seinen Beitrag geleitet. Damit bekam Ritter je 4,5 Millionen Schilling als Förderung. Als Gegenleistung steht die Kunsthalle dem Land Kärnten zwei Monate im Jahr für Ausstellungen internationalen Zuschnitts zur Verfügung. In Eigenregie plant Ritter ungefähr zwei Ausstellungen pro Jahr, eine davon als Themenausstellung konzipiert, die andere als Personale.

Nach der Schau „Shapes and Positions" (bis 30. Jänner 1993) soll eine Auswahl junger Künstler eine Antwort auf die Fragestellungen der Postmoderne und Postpostmoderne finden, die in der konzeptionellen Ästhetik bereits formuliert waren und in den achtziger Jahren wieder durch den Präsentationsgedanken verdrängt wurden.

Daß ausgerechnet in Kärnten solch ein Unternehmen stattfinden kann, hat seinen besonderen Reiz: In kaum einem anderen Bundesland sind die politischen Grabenkämpfe derartig heftig.

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