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Weltgeschichte(n)
An die letzten Augusttage des Jahres 1976 dachte die Welt bekanntlich noch lange zurück. Dabei hatte alles so harmlos begonnen, und niemand konnte ahnen, was alles noch geschehen würde. Der Aufmarsch von 15.000 nordirischen Frauen, die den Bürgerkrieg gründlich satt hatten, wurde nur als lokales Ereignis gewürdigt. Aber auch die Demonstration sowjetischer Frauen, die kurze Zeit nachher Transparente mit Aufschriften, wie Klassenkampf ist Blödsinn“ oder „Jeder Kampf ist Blödsinn“, über den Roten Platz trugen und alsbald in den Moskauer Irrenhäusern landeten, wurde zunächst eher als Kuriosität zur Kenntnis genommen.
Die gleichzeitige Entführung des sowjetischen Parteichefs Breschnjew und des neugewählten amerikanischen Präsidenten Carter durch weibliche Gangster ließ die Erdkruste erzittern und die Atombomber starten, daß damit aber wirklich ein neues Zeitalter begonnen hatte, begriffen die Männer erst, als sie erfuhren, daß beide Staatsmänner von einer weiblichen „Widerstandsbewegung gegen den Krieg“ an einem geheimen Ort gezwungen worden waren, vorbereitete Papiere zu unterzeichnen und obendrein „bei Lenin und bei der Erdnuß“ zu
schwören, künftig ihre gesamte Energie der Durchführung der unterschriebenen Programme zu widmen.
Welcher Anteil der Carter-Gattin und Frau Breschnjew bei der Einhaltung dieses Versprechens zukommt, hat die geschichtliche Forschung niemals geklärt, aber jedes Kind weiß heute — notgedrungen, weil es diese Dinge lernen muß —, wie der den beiden Staatsmännern aufgezwungene Stufenplan ausgesehen hat.
Bekanntlich durften die beiden Großmächte mit ihren Waffen nur noch ein einziges Mal drohen — bis alle anderen Mächte sich miteinan-
der verbrüdert und ihre gesamten Waffenarsenale verschrottet hatten. Anschließend wurden auch die amerikanischen und sowjetischen Waffen zerstört, das letzte sowjetische und das letzte amerikanische Gewehr in einer gemeinsamen Zeremonie.
Ob die beiden Gewehrschäfte, die Carter und Breschnjew auf ihren Knien zerbrachen, vorher angesägt worden waren, wird ewig ein kontroversielles Thema bleiben, da die zersplitterten Fragmente anschließend verbrannt wurden. Sonst hätte man ja nicht ihre Asche in alle Winde verstreuen können.
Noch heute lachen die Schulkinder, wenn ihnen ihre Lehrerinnen erzählen, wie Indira Gandhi von einer internationalen weiblichen Friedenstruppe gewaltsam entwaffnet und wegen des Widerstandes, den sie dabei leistete, zum Mann degradiert wurde. Das ist viel lustiger als der Prager Fenstersturz.
Da sich die Männer viel weniger für Politik interessieren als die Frauen, bin ich über die tiefen programmatischen Unterschiede zwischen „Friedenshüterinnen“ und „Friedensfreundinnen“ leider nur ungenügend informiert. Sie müssen sehr wichtig sein, anders wäre es nicht zu verstehen, daß wegen dieser
Unterschiede Frauen für Stunden ihre Männer und ihre Kinder verlassen, um aufeinander loszugehen. Da sie einahder zum Glück nur mit ihren naturgegebenen Waffen bekriegen, gibt es dabei wenigstens keine Toten.
Wenn wir Männer so stark und so
klug wären wie die Frauen, könnten wir sie auch von diesem Unsinn abhalten. Wie die Dinge liegen, müssen wir uns aber leider damit begnügen, ihnen jedesmal, wenn sie wieder heimkommen, das Versprechen abzunehmen, klüger zu werden.
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