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IM STREIFLICHT

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EIN altes Herzensanliegen der „Furche", der -' in Weltstädten, wie etwa Jn Rom, lang« schon gebräuchliche kostenlose Museumsbesuch am Sonntag, ist nun auch bei uns verwirklicht worden. Das Bundesministerium für Unterricht gab bekannt, daß im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Finanzen, entsprechend der Entschließung des Nationalrates vom 9. April 1954, mit sofortiger Wirkung an Sonn- und gesetzlichen Feiertagen freier Eintritt zu folgenden Museen und Sammlungen des Bundes in Wien gewährt wird: Kunsthistorisches Museum, Naturhistorisches Museum, Museum für Völkerkunde, Graphische Sammlungen Albertina, Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, Oesterreichisches Museum für angewandte Kunst, Oesterreichische Galerie (Heeres- geschichtliches Museum) und Oesterreichische Museum für Volkskunde. — Wenn nun noch unser letzter Wunsch, die kargen Besuchszeiten bestimmter Sammlungen und Museen auszudehnen, in Erfüllung gehen sollte, haben wir auf einige Zeit ausgewünscht!

VOR 33 Jahren war die Gründung der Wiener Messe ein wichtiger Schritt zur wirtschaftlichen Gesundung Oesterreichs. 1937 brannte die Rotunde ab, einige Jahre später fielen die Bomben auf das Messegelände. Diesmal ist es ein natürlicher Wachstumsprozeß, der Aufstieg der österreichischen Wirtschaft, der die Messe zum Bauen zwingt: Man erwartet heuer noch mehr Besucher, noch größere Abschlüsse und mußte noch mehr Firmen abweisen. • Baugrund ist seit Jahren vorhanden, ein hinderliches Eingesprengsei wird sofort nach der Herbstmesse beseitigt. Schon im nächsten Jahr soll das Messeglände bis zur Ausstellungsstraße reichen. Haupteingang und Verwaltungsgebäude werden auf diese Seite verlegt, die Straßenbahn bekommt eine gedeckte Zufahrt. Damit wird die Wiener, diese Messe eines kleinen Staates, nach Mailand, Hannover und Paris die viertgrößte Europas, obwohl sie nicht, wie die deutsche, alljährlich zwei Millionen Schilling allein für die Werbung geschenkt bekommt. Dafür kommen jetzt schon die deutschen Einkäufer in Autobussen nach Wien.

ĄNGESICHTS der entsetzlichen Unfallserien, die wöchentlich allein in unserem Land mehrere Menschenleben dahinraffen, verdient der Kongreß „Arzt und Verkehrssicherheit" besondere Beachtung. In fünf Jahrzehnten sind Geschwindigkeit und Dichte des Verkehrs auf da mehrdutzendfache gewachsen, die Menschen aber gleichgeblieben. Eine Herzattacke, eine Sekunden lange Unaufmerksamkeit — früher trabte das Pferd ruhig weiter, heute kann so etwas eine Katastrophe bedeuten. Die Totenlisten in den Montagzeitungen beweisen, daß der Mensch seinen eigenen Maschinen kaum mehr gewachsen ist und daß die ärztliche Betreuung ebenso wichtig ist wie die Betreuung des Motors, die Brems« wichtiger als das Gaspedal und daß dem Fahrzeugtechniker unbedingt der Psycholog, der Arzt und der Sicherheitstechniker zur Seite stehen müssen.

IN manchen Städten, wie tum Beispiel Paris, stehen die bedeutendsten Museen an manchen Tagen der Woche für Besucher bis in die Nacht hinein offen. Es soll ein besonders eindrucksvoller Anblick sein, die Schätze des Louvre zu später Stunde bewundern zu können. Wien besitzt seit kurzem eine Sammlung, die ebenfalls wie geschaffen wäre, wenigstens einmal in der Woche auch am Abend, vielleicht in der Zeit von 19 bis 22 Uhr, den Besuchern offenzustehen: die neueröffnete Weltliche Schatzkammer. Besondere Beleuchtungskörper müßten nicht angebracht werden, denn die Kronen, die Ornate, die Heroldsgewänder werden ja auch tagsüber, wenn die Sammlung geöffnet ist, von eigens eingebauten Scheinwerfern angestrahlt. Die Bestrahlung durch diese Scheinwerfer würde nur noch gewinnen, wenn durch die Fenster kein Tageslicht mehr einfiele. Sicherlich, eine Menge von Hindernissen würde sich dieser Durchbrechung der bisherigen Besuchszeiten entgegenstellen. Vielleicht könnte diese aber doch überwunden werden, zumindest für einen Versuch. Was in Paris, müßte doch auch in Wien möglich sein. Ist es übrigens ja auch, wie das Beispiel der abends geöffneten Schauräume der Hofburg beweist.

DIE Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung — sie hat in ihrer Geschichte so manchen „Fall" mitgemacht — hat einen neuen. Der Schriftsteller Bernt von Heiseier (der Sohn Henrys, Georges Freund) ist aus der Akademie ausgetreten. Grund: sie habe nichts gegen die Tatsache unternommen, daß Mitglieder wie Borėe, Rombach und Edschmid im Auftrage einer Zigarettenfirma kleine Aufsätze über das Rauchen schrieben. „Ich finde", so sagte Bernte von Heiseier, „daß ein Schriftsteller gewisse Beschränkungen in der Weise des.Geldverdienen auf sich nehmen muß." Aber soll man wirklich so radikal gegen diesen Nebenverdienst vorgehen? So mancher Jünger in Apoll wartet auf einen ähnlichen Auftrag. Ja, wenn mans anonym tun könnte! Aber die Industrie legt eben auf die Namen der Literaten Wert. Und das — ist eigentlich bemerkenswert.

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