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Karl Richter im Orgelzyklus

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Die sechs in den Jahren 1735 bis 1738 entstandenen Orgelkonzerte Händels haben eine merkwürdige Vorgeschichte: Bei den Aufführungen seiner Oratorien „Esther“, „Deborah“ und „Athalia“ im Londoner Covent Garden Theatre pflegte Händel, gewissermaßen als Zwischenaktmusik, auf der Orgel zu improvisieren — und hatte dabei einen ungewöhnlichen Erfolg beim Publikum. Unmittelbar darauf schrieb er die sechs Konzerte „for Harpsicord or Organo“, die Karl Richter am zweiten Abend des Orgelzyklus mit den Tonkünstlern aufführte. Der schwierigen Doppelfunktion als Solist und Dirigent ist Richter durchaus gewachsen. Das Orchester der Tonkünstler — ein kleines Streicherensemble mit zwei Kontrabässen, vier Celli und einigen Holzbläsern — folgte ihm aufmerksam und befand sich mit dem Dirigenten in bestem Einvernehmen. Von den sechs Konzerten, deren jedes zwölf bis fünfzehn Minuten dauert, mag man kaum einem den Vorzug geben: es sind kleine Meisterwerke. Und Richter ist ein Meisterorganist. — Vor seinen virtuosen und exzessiven Registrierungskunststücken saß man allerdings ein wenig ratlos da. Zwar trug er nächt dick, aber zu vielerlei Farben auf. Die neue Orgel mit ihren vielen Registern mag dazu verleiten. Aber gerade ein Mann wie Richter, der sechs Jahre lang dem Dresdener Kreuzchor angehört hat, bei Straube und Ramin studierte und Thomas- organist in Leipzig war, sollte, so meinen wir, einer solchen Versuchung widerstehen. Beobachtet man die Freude Richters am fast unerschöpflichen Klangfarbenspiel und bedenkt man die Möglichkeiten des neuen Instruments, so wünscht man sich, ihn als Interpreten von Orgelwerken im Stil Regers, Szy- manovskis, Skrjabins oder Messiaens zu hören. — Aber dem Publikum hat auch sein Händel gut gefallen.

Die — wie die Einladungen zu diesem Konzert melden — im In- und Ausland als berufene Interpretin der großen musikalischen Form rühmlichst bekannte Geigerin ”” Kasteliz hat in Verein ihrem Begleiter, Prof. Dr. Hans Weber, im Brahmssaal des Wiener Musikvereines einen Abend gegeben, welcher den drei Sonaten op. 78, op. 100, und op. 108 van Johannes Brahms gewidmet war. Die Wahl dieser Werke, welche höchste Anforderungen an Geist und Kraft der ausführenden Künstler stellen, bewies den tiefen künstlerischen Emst des Duos, dem der gut besuchte Saal lebhaften und herzlichen Beifall spendete.

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