Oper als assoziatives Bildertheater
Münchens „Tannhäuser“ bei den Salzburger Osterfestspielen und „Il ritorno d’Ulisse in Patria“ als ebenso zwiespältiges Finale des Monteverdi-Zyklus an der Wiener Staatsoper.
Münchens „Tannhäuser“ bei den Salzburger Osterfestspielen und „Il ritorno d’Ulisse in Patria“ als ebenso zwiespältiges Finale des Monteverdi-Zyklus an der Wiener Staatsoper.
B ilderlandschaften, die mehr Fragen aufwerfen als zu einer intensiveren Erkenntnis des jeweiligen Werks beizutragen, dominieren längst neue Musiktheaterproduktionen. Die Musik kommt dabei nicht selten zu kurz, wie die diesjährige Opernproduktion der Salzburger Osterfestspiele und das Finale des Wiener Monteverdi-Zyklus wieder einmal beweisen. „Tannhäuser“ wurde noch nie bei den Osterfestspielen gespielt. Aber das war nicht der einzige Grund für diese Programmwahl. Sie hängt vielmehr mit Nikolaus Bachler, dem künstlerischen und geschäftsführenden Intendanten dieses österlichen Festivals an der Salzach, zusammen. Er hat diesen Wagner bereits während seiner Tätigkeit als Münchner Opernchef produziert und jetzt, mit anderer Besetzung, an seine neue Wirkungsstätte transferiert. Zwar hat Romeo Castellucci einiges an den Rädern seiner ursprünglichen Arbeit gedreht. Dass ihm rätselhafte Bilder mehr Anliegen sind als Personenführung, das kann er auch mit dieser quasi „Salzburger Revision“ nicht leugnen. Umso mehr überraschte, wie moderat die seinerzeit an der Bayerischen Staatsoper heftig umstrittene, überfrachtete Inszenierung in Castelluccis eigener Bühnenarchitektur im Großen Festspielhaus aufgenommen wurde. Hat man sich mit den hier gezeigten Amazonen, Fleischbergen, Sängern, die am Boden liegend auf ihren Auftritt warten, einem Kubus, der später explodiert, oder der düsteren Sargszenerie im von Ewigkeitsüberlegungen begleiteten Finalbild mittlerweile arrangiert? Schließlich sei erst nach Ende des irdischen Lebens, so der Regisseur, erfüllte Liebe möglich. Dass es in diesem Wagner neben Liebe auch um Eros geht, bleibt in dieser Lesart weitgehend ausgeblendet. Seine im Gespräch klug argumentierte Sichtweise, dass eine Gesellschaft nur rein bleiben kann, wenn sie all jene ausschließt, die im Übermaß der Lust verfallen sind, vermag Castellucci szenisch nicht zu realisieren. Mehr verhalten als glanzvoll geriet Jonas Kaufmanns mit einigen Buh-Rufen quittierter erster Tannhäuser. Untadelig Georg Zeppenfeld als steifer Landgraf, enttäuschend Marlis Petersen in ihrer ersten Wagner-Rolle als um Eigenprofil suchende Elisabeth, ordentlich die für Elīna Garanča eingesprungene Emma Bell als Venus. In einer eigenen Klasse: Christian Gerhahers liedhaft angelegter Wolfram. Der am Schluss mit viel Ablehnung bedachte Andris Nelsons am Pult des unterschiedlich agierenden Leipziger Gewandhausorchesters deutete mit seinen ausführlichen Tempi diesen Wagner zu einem Bühnenweihfestspiel um. Für nächste Ostern ist das Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Antonio Pappano mit Anna Netrebko und Jonas Kaufmann in einer Neuproduktion von Ponchiellis „La Gioconda“ avisiert.
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