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Und trotzdem Weihnachten...

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Fast scheint es, als könnten wir in diesem Jahr nicht frohe Weihnachten feiern. Jedenfalls nicht unbeschwert!

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Fast scheint es, als könnten wir in diesem Jahr nicht frohe Weihnachten feiern. Jedenfalls nicht unbeschwert!

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Ringsum Unfrieden, Terror, Gewalt: Realitäten, die uns so anschreien, daß wir unsere Ohren ihnen zu verschließen nicht imstande sind. Unrast und Hektik lassen uns auch nicht nachdenken. So wird Weihnachten gefeiert durch ein paar freie Tage, und nicht mehr. Im Grund aber freudlos!

Ja, haben wir denn ganz vergessen, daß Weihnachten ein Geburtstag ist? Und daß das „Geburtstagskind“ — man verzeihe den Ausdruck! — an diesem Tag in besonderer Weise denen zugetan ist, die diesen Tag mit ihm feiern? Und daß das eine Realität ist, die allerdings nicht schreit und brüllt! Also trotzdem Weihnachten! Mit dem geschärften Ohr für die unsichtbaren Tatsachen, mit dem wachen Auge, das sich richtet auf den Christus, den Erlöser und Heiland. Kurzerhand und ganz unmodern ausgedrückt: wir brauchen den Glauben.

Mit diesem Glauben tun wir — so hat Kardinal König das kürzlich ausgedrückt — den Schritt in eine zerrissene Welt. Zehn Jahre sind vergangen, seit das II. Vaticanum abgeschlossen wurde, damals wurde der erste Schritt getan xn die Welt,' das Gespräch wurde begonnen mit den Christen anderer Kirchen, mit den Nichtchristen und auch mit den Nicht-glaubenden. Zögernd zwar, aber doch nicht ohne Erfolg. Das Wesentliche dabei aber ist, daß wir selbst, daß jeder einzelne von uns diesen Schritt mit vollzieht — denn die Kirche sind wir alle. Daß die Kirche „noch immer mit Klerus und Hierarchie identifiziert wird“ (Kard. König), ist ein landläufiger, nicht aber deswegen verzeihlicher Irrtum. So liegt es an uns, daß wir mit dem bekennenden Mut mit Christus, dem Gottmenschen, den Schritt in die Welt tun, ihr die Botschaft der Weihnacht verkünden: den Frieden.

Der Christ hat auch Waffen, aber Waffen des Friedens. Am kommenden Neujahrstag wird der Heilige Vater, Paul Vi., seine Botschaft an die Welt richten über „die echten Waffen des Friedens“, die da sind „Güte des Herzens, Barmherzigkeit und hiebe“. Mit diesen Ausdrücken begrüßt Bundespräsident Kirchschläger den Friedensappell des Papstes.

Nochmals: Trotzdem Weihnachten! Das glitzernde und gemütvolle Fest mag uns wohltun, täuscht aber nicht hinweg über die rauhen Wirklichkeiten des Lebens, die Verbundenheit aber mit dem Gottmenschen, dessen Geburtstag wir zu Weihnachten begehen, läßt uns tiefer blicken und erfüllt uns mit Mut. So sind wir eben Wirklichkeitsmenschen, mit der Wirklichkeit rechnend, daß Christus uns geboren ist, treten wir ein in die Festtage.

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