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Leidensweg der Kosaken

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VERBORGENES RUSSLAND. Zehn Jahre Zwangsarbeit in sowjetrussischen Lagem. Von N. N. K r a s n o w. Übertragen von Manfred v. d. R o p p. Kranich-Verlag, Berlin, 1962. 347 Seiten. Preis 14.80 DM.

Nikolaj Krasnow, der Neffe des berühmten weißen Generals und Schriftstellers Peter Krasnow, schildert hier den Leidensweg, den die 1945 von den Engländern gefangengenommenen Kosakentruppen und andere russischen Regimenter nach ihrer Auslieferung an die Sowjets zu beschreiten hatten. Es war bei uns in Österreich, in Lienz, wo die Engländer diese grausame Tat begingen. Doch nicht nur die Offiziere wurden an die Rote Armee übergeben — darunter die Generale Peter Krasnow, Semjon Krasnow, Schkuro, Wassiljew und andere, von dieser Truppe 2000. sowie die Kosaken unter General von Pannwitz, ebenso die Wlas-sow-Armee —, sondern es wurden auch die emigrierten Frauen, Kinder und Greise ausgeliefert.

Es führte zu weit, die einzelnen Etappen ihrer Versklavung zu schildern. Die

Generale wurden erschossen, die anderen bekamen, wenn sie vor 1947 verurteilt wurden, zehn, wenn nachher, 25 Jahre Zwangsarbeit. Menschen aus allen Ländern der Erde waren in diesen Arbeitslagern zusammengepfercht: deutsche und österreichische Kriegsgefangene, Italiener, Spanier. Jugoslawen, Finnen und Japaner, aber vereinzelt auch Franzosen und Engländer.

Nach Stalins und Berijas Tod lockerten sich etwas die Bestimmungen und je nach Lagerkommandanten auch die Torturen. Ab 1954 begann als erstes das Österreichische Rote Kreuz, bald darauf auch das Deutsche, durch Paketsendungen für die Gefangenen Erleichterung zu schaffen. Doch nicht nur auf die Gefangenen, sondern auch auf die einheimische Bevölkerung machte die österreichische Hilfe großen Eindruck. Noch dazu stand Österreich in hohem Ansehen, da es vielen, die in ihre eigene Heimat nicht zurückkehren konnten, die Einreise bewilligte, als in den Jahren 1954/55 die ersten Freilassungen anliefen. Nikolaj Krasnow, der einzige der Krasnows, der lebend davonkam, schildert auch die Zeit, die er mehr oder weniger frei in der Sowjetunion verbrachte, um auf eine Ausreisebewilligung nach Schweden zu warten. Er berichtet vom Leben auf einer Kolchose, von den immer wieder vor allem in der Ukraine aufflackernden religiösen Unruhen. Er gibt Gespräche wieder, die er mit Kommunisten, Mitgefangenen oder mit Bauern und Arbeitets führte. Er berichtet, daß oft die „Stimme Amerikas“ und BBC schwarz gehört werden, aber daß der platte und wichtigtuerische Ton der Propaganda nur Verachtung bei der Bevölkerung auslöst.

Es ist überaus interessant, von jenen ersten Jahren der Lockerung und der Liberalisierung in der Sowjetunion zu hören, und es ist erfreulich, zu wissen, daß das kleine Österreich wegen seiner mutigen Hilfsakfwnen — auch der später den Ungarn gegenüber gezeigten Opferbereitschaft — hinter dem Eisernen Vorhang in hohem Ansehen steht.

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