Wolfgang Fehrerberger - © Foto: Luiza Puiu

Protagonist:innen des Wandels

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Die folgenden drei Personen haben eines gemeinsam: Sie bewegen, bringen Prozesse der Transformation in Gang – und geben etwas zurück: an die Gesellschaft, an die Vergangenheit oder an die Natur. Luna Al-Mousli hat alle drei für einen Spaziergang getroffen. Die dabei entstandenen Gespräche wurden gemeinsam mit Hanna Begic in künstlerische Porträts umgewandelt und sprachlich gestaltet.

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Die folgenden drei Personen haben eines gemeinsam: Sie bewegen, bringen Prozesse der Transformation in Gang – und geben etwas zurück: an die Gesellschaft, an die Vergangenheit oder an die Natur. Luna Al-Mousli hat alle drei für einen Spaziergang getroffen. Die dabei entstandenen Gespräche wurden gemeinsam mit Hanna Begic in künstlerische Porträts umgewandelt und sprachlich gestaltet.

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Das Merken und die Würde: Wolfgang Fehrerberger im Porträt

Wolfgang Fehrerberger ist Mitglied im Verein „MERKwürdig“, der in Melk an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert. In Workshops zur Prävention von Radikalisierung und Rassismus diskutiert er „schwere“ Themen.

Ein Kompositum, das die Bedeutung Verwunderung trägt. Das Merken und die Würde – das Erstere fokussiert sich auf das Im-Gedächtnis-Behalten, das Zweite setzt das Bewusstsein des eigenen Wertes voraus. Paaren sich die zwei Begriffe, kommt ihr befremdlicher Charakter zum Vorschein.

Merkwürdig

Es ist auch merkwürdig für mich, in einem Verein tätig zu sein, der genau dieses Adjektiv als Selbstbezeichnung verwendet. Es ist merkwürdig, dass in denselben Orten, wo die größten Verbrechen gegen die Menschlichkeit stattgefunden haben, heute ein Verein agiert, der für das Merken dieser Verbrechen und die Würde der zahlreichen Opfer einsteht. Es ist merkwürdig, dass durch den wachsenden zeitlichen Zwischenraum noch immer kein guter Umgang mit den Thematiken „Merken“ und „Würde“ gefunden wurde. Durch die zeitliche Distanz wird sich der Ort jedoch ändern und die Gesellschaft wird einen Weg finden, mit der Signifikanz dieser Orte umzugehen. Denn die Relevanz des Merkens und der Würde bleiben erhalten. Mauthausen, Gusendorf, Melk waren, bleiben, sind, werden merkwürdig sein.

Nun fragen Sie sich bestimmt, wie es wohl sei im Zentrum des damaligen nationalsozialistischen Österreich aufgewachsen zu sein – zwischen den KZ Gedenkstätten Mauthausen und Gusendorf?

Merkwürdig

Die Demokratie ist eine junge Staatsform. Umso stärker der Kapitalismus, desto weniger kritische Masse in der Gesellschaft. Demokratische Verhältnisse sind immer in Gefahr und treten ständig Anfeindungen gegenüber. Demokratische Werte sind eine Utopie, zu denen nicht jeder den gleichen Zugang hat. Manchen werden diese Werte verwehrt.

Merkwürdig

Genau aus diesen Gründen sind das Merken und die Aufrechterhaltung der Würde immens wichtig. Immer wieder haben uns meine Eltern zu den Orten der Vernichtung, des Nichts, der Apokalypse hingebracht. Um zu verstehen. Stück für Stück wurde mir bewusst, was das Merken und die Würde bedeuten. Ein Gefühl der Beklemmung breitet sich in meinem Körper aus, sobald ich an der Schwelle zwischen der landschaftlichen Idylle meiner Heimat und den scheußlichen Überresten eines einstigen Vernichtungsorts stehe.

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