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Das Grab des Petrus

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Selten, seit Jahren, haben Vorträge in Wien eine solche Aufnahme gefunden wie die des Professors an der Universitä Pontificia Gregoriana, P. Dr. Engelbert Kirschbaum S. J., über die Aufdeckung des Petrusgrabes, in zwei Veranstaltungen der österreichischen Kulturvereinigung im Konzferthaus und einer im Auditorium Maximum der Universität auf Einladung der Wiener katholischen theologischen Fakultät.

Die Ergriffenheit der Zuhörer dankte dem Vortragenden für den hohen Gegenstand und für die peinlich saubere wissenschaftliche Beweisführung, mit der er von den Forschungen berichtete, die er gemeinsam mit Ferrua, Josi, Ap- pollonj-Ghetti seit 1930 im Auftrag Papst Pius’ XII. unter der Confessio von St. Peter im Vatikan durchgeführt hat. Schritt für Schritt, Meter für Meter folgte das Publikum dem Weg des Forschers aus der strahlenden Kuppel des Michelangelo, vom bronzenen Prunkbaldachin Berninis durch das Mauerwerk der Altäre des Mittelalters sieben Meter hinab in die Erde, in die heidnische Gräbermetropole der ersten nachchristlichen Jahrhunderte. Mausoleen neureicher heidnischer Freigelassener; Urnenbestattung. Da nun, mitten zwischen ihnen, auf schmalen Raum, den sie immer ausgespart und geachtet haben, eine Stelle, die anders ist; geschützt durch eine kleine Mauer, von welcher Reste gefunden werden. Es ist der Ort, der seit Jahrhunderten das Zentrum der Vatikanbasilika ist. Um ihn als Herzstück wurde bereits die konstantinische Basilika gebaut, wobei ungemein schwierige Baukonstruktionen nötig waren. Da diese Stelle am Abhang des vatikanischen Hügels liegt, mußte die Basilika, wenn sie diese Stelle (genau unter dem Altar der Confessio) erhalten wollte, teils in den Berg hineingebaut, teils durch mächtige Pfeiler sieben Meter über dem Naturboden erhoben werden. Hier wurde ein Siegesmal, eine Memoria, in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts direkt über dem Grab des hl. Petrus errichtet. Immer wieder hat die Verehrung der Gläubigen diese Memoria im folgenden Jahrhundert bis zu Konstantin und dann in den Jahrhunderten des Frühmittelalters ausgestaltet, geschmückt, mit Marmor verkleidet, bis sie schließlich versank im Boden, und hoch über ihr der hohe Dom des Mittelalters, dann der Riesenbau der Renaissance emporstieg. So wuchs aus dem mehr als bescheidenen Armengrab — kein Sarkophag, nur Ziegelplatten hüllten das Sterbliche des hl. Petrus ein — der mächtige Bau der Peterskirche: Symbol für den Aufstieg der Weltkirche.

Das Grab des hl. Petrus! Wer die Bedeutung dieser Forschungen ganz verstehen will, muß zu den sichtbaren Zuhörern und Lesern des großen Forschungsberichtes jene unsichtbaren Geister der protestantischen und achrist- lichen Forscher und Gelehrten zumal des letzten Jahrhunderts hinzusehen, die es alle einer wissensstolzen, gebildeten und eingebildeten Welt sieghaft verkündeten: der Aufenthalt von Petrus in Rom ist ein Mythos, bestenfalls eine fromme Legende.

Wie seltsam hat sich seither die Welt gewandelt; immer mehr Weisheiten und wissenschaftliche Resultate des 19. Jahrhunderts enthüllen sich als Mythen, als ideologische Konstruktionen aus Fehldenken, Vermuten, Anmaßen und Abblendung des Blickes. Aus der Tiere der Zeit aber steigt, gestützt auf Erfahrung, Leiden und Wissenschaft der Gegenwart, das Wahre empor. Nicht selten in der Hülle der Armut, die die Gebeine des Petrus barg, bis der Reichtum und Glanz der Jahrtausende und die Inbrunst der Beter sie mit Marmor und Gold überwölbte.

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