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DIE FLOTTE

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Ich bin ihr Vafer, spricht Gott. Vater unser, der Du bist im Himmel. Mein

Sohn hat es ihnen zur Genüge gesagt, daß Ich ihr Vater bin. Ich bin vor allem ihr Vafer.

Kurzum, ich bin ihr Vater. Wer Vafer ist, ist Vater vor allem. Vafer unser, der Du bist im Himmel. Wer einmal Vater gewesen ist, kann nur noch Vafer sein.

Sie sind die Brüder Meines Sohnes; sie sind Meine Kinder; Ich bin ihr Vater.

Vater unser, der Du bist im Himmel. Mein Sohn hat sie dieses Gebet gelehrt. Sic ergo vos orabitis. So also sollt ihr beten.

Vaterunser, der Du bist im Himmel, Er wußte genau, was Er faf an jenem Tage, Mein Sohn, der sie so lieb hatte.

Der unter ihnen gelebt hat, der einer war wie sie.

Der litt wie sie, der starb wie sie.

Er wußte genau, was Er fat an jenem Tage, Mein Sohn, der sie so lieb hat. Als Er diese Schranke errichtete zwischen ihnen und Mir,

Vaterunser, der Du bisf im Himmel, diese drei oder vier Worte. Diese Schranke, welche Mein Zorn und vielleicht auch Meine Gerechtigkeit nie überschreiten wird.

Selig, wer einschlummert, beschützt von dem Vortrupp dieser drei oder vier Worte. Dieser Worte, die vor jedem Gebete einherziehen, wie des Biftflehenden Hände vor seinem Gesichfe einherziehn. . '

Diese drei oder vier Worte, die Mich besiegen, Mich, den Unbesiegbaren. Und die sie voranziehen lassen vor ihrer Not wie zwei gefaltete Hände, unüberwindbar. Diese drei oder vier Worte, die vorrücken wie ein schöner Schiffsschnabel vor einem armseligen Schiff. Und die Flut Meines Zornes durchschneiden.

Und wenn der Schiffsschnabel vorbei isf, fährt das Schiff vorbei, und dahinter die ganze Flotte.

So seh' Ich sie heute vor Mir, spricht Gotf. Und in Meiner Ewigkeil, ewiglich, spricht Gott,

Vater unser, der Du bist im Himmel, Mein Sohn wußte recht gut, wie Er's anstellen mußte,.

Um zu binden die Arme Meiner Gerechtigkeit und zu lösen die Arme Meiner Barmherzigkeit. . ,

Und jefzl muß Ich als Vafer sie richten. Soweit man überhaupt richten kann, als Vater, Ein Mann hafte zwei Söhne.

Soweit man dazu noch fähig isf. Ein Mann hatte zwei Söhne. Man weiß, wie das zugeht, wenn ein Vafer Gericht hält. Es gibt ein bekanntes Beispiel.

Man weiß, wie das zuging, als der Vater Gericht hielt über den Sohn, der in die Fremde gegangen war und der heimkam. '

Der Vater weinte noch am meisten dabei.

Das war's, was Mein Sohn ihnen erzählt hat. Das eigentliche Geheimnis des Gerichtes hat

Mein Sohn ihnen anvertraut. Und so kommen sie Mir jetzt vor; so seh' Ich sie jefzf; So bin Ich gezwungen, sie nunmehr zu sehn.

Ebenso wie die Kielspur eines schönen Schiffes immer breiter wird, bis sie verschwindet und sich verliert,

Doch beginnt sie mit einer Spitze, welche die Spitze des Schiffes selber isf,

So breitet sich auch die unendliche Kielspur der Sünder, bis sie verschwindet und sich verliert, ' ;'. ; . v •

Doch beginnt sie mit einer Spitze, und diese Spitze kommt auf Mich zu,

Sie ist auf Mich.gerichtet. • Sie beginnt mit einer Spitze, welche die Spitze des Schiffes selber isl.

Und das Schiff ist Mein eigener Sohn, der alle Sünden der Welt trägt. \

Und die Spitze des Schiffes sind die beiden gefalteten Hände Meines Sohnes, •v ;.Undj vor dem Blick MmOTijZortSviiidem.Blick-Meinet-öereeMigfceitiJJ ,.,'.-.uA i i '/WaMiji9bvaJle'verhoe8]Ste ümaniii o“ 07 jsjbl5Tt0 tob ins ffiflei ,t\ Mi ii

Und dieser ganze unendliche Zug der Gebete, “diese ganze unendliche Kielspur breitet sich aus, bis sie verschwindet und sich verliert. ....

Doch beginnt sie mit einer Spitze, und diese Spitze ist zu Mir gewandt.

Sie rückt auf Mich zu.

Und diese Spitze sind jene drei oder vier Worte: Vater unser, der Du bist im ..... Himmel; Mein Sohn wußte wahrhaftig genau, was. Er tat. Und jedes Gebet steigt zu Mir auf, verborgen hinler diesen drei oder vier Worten, Und es gibt eine Spitze der Spitzen. Die ist eben dieses Gebet, nicht nur in Seinen Worten. Sondern in Seiner Erfindung. Jenes erste Mal, als es wirklich gesprochen ward in der. Zeit. Jenes erste Mal, als Mein Sohn es aussprach.

Nicht nur in Seinem Texte, wie es zum Texte geworden isf. ,-„•.

Sondern in Seiner Erfindung, als Ursprung, als Aufbrechen. • . s

Als es selbst eine Geburt des Gebets war, eine Fleischwerdung und Geburt des Gebets.

Eine Hoffnung. Eine Hoffnung in ihrer Geburt. Dies erste Mal, als es fleischlich, zeitlich entsprang von den menschlichen Lippen Meines

Sohnes.

Und an der Spitze der Spitze, an dieser Spitze selber war eine Spitze.

Und das waren diese drei oder vier Worte, Vater unser, der Du bist im

Himmel, nicht nur als Text, nicht nur in ihrem Texte. -

Sondern in ihrem Ursprung selber.

Vafer unser, der Du bist im Himmel, das hat Er ersonnen, Er war mit ihnen, Er war wie sie, Er war einer von ihnen,

Vater UNSER. Wie ein Mann, der einen großen Mantel um seine Schuld n wirft. Mir zugekehrt, hafte Er ihn sich umgetan. Fr hafte sich um die Schultern geworfen Den Mantel der Sünden der Welt.

Vater unser, der Du bisf im Himmel. Und dahinter verbirgt sieh der Sünder jetzt vor Meinem Angesicht. Und so sehe Ich's nun, so bin Ich gezwungen, sie zu sehen. So stelle Ich mir diesen Zug vor.

Alles geht aus von einem Punkt, der Mir zugekehrt isf, von der äußersten Spitze einer Spitze.

Und dieser Punkt einer Spitze sind jene drei oder vier Worte, wie sie ersonnen, wie sie eingeführt wurden in die Schöpfung der Welt, Wie sie Mein eigener Sohn zum erstenmal aussprach. Vater unser, der Du bist im Himmel.

Und hinter diesem Punkt rückt die Spitze selbst vor, das heißt das ganze Gebet. Und dahinter breitet sich, bis es verschwindet und sich verliert, Das Kielwasser der unzähligen Gebete,

Mit den Worten, wie sie gesprochen wurden an den unzähligen Tagen Von den unzähligen Menschen

Diese ganze unermeßliche Flotte von Gebeten, beladen mit den Sünden der Welt, Diese ganze unermeßliche Flotte von Gebeten und Bußen greift Mich an, Da sie den Schiffsschnabel hat, den ihr kennt. Eine Kampfflofte.

Die vorrückte zum Angriff auf den König.

Und Ich, was soll Ich denn tun: Ich werde ja angegriffen,

Und in dieser Flotte, in dieser unzähligen Flotte

Isl jedes Vaterunser gleichwie ein Schlachtschiff,

Das seinen eigenen Schiffsschnabel hat; Vaterunser, der Du b “i s.f' i.m Hi mm e I, Mir zugekehrt, so rückt es vor hinler dem eigenen Schiffsschnabel. Vater unser, der Du bist im Himmel, das isf keine Kunst. Allerdings, wenn ein Mensch dies gesagt hat, kann er sich dahinter verslecken. Vater unser, der Du bis! im Himmel. Allerdings, wenn ein Mensch einmal so angefangen hat. Wenn er Mir diese drei oder vier Worte gesagt hat. Wenn er diese drei oder vier Worte erst einmal vor sich herziehen ließ. Hernach kann er fortfahren, kann Mir sagen, was er will. „ .

Ihr versfehf: dann bin Ich entwaffnet.

Aus ..Das MyslerUiw- der unseUutdigeHKinder', Verlag Hereid.

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