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Neue Kammermusik
Im Studio für neue Musik erläuterte und spielte H. U. Staeps, einer der besten Kenner des Hindemithschen Werkes in Wien, den „Ludus Tonali6“. Im Opus Hindemiths nimmt dieser Zyklus von 12 Fugen und 11 Interludien mit Vor- und Nachspiel eine ähnliche Stellung ein wie das „Wohltemperierte Klavier“ im Schaffen J. S. Bachs, Die einzelnen Stücke sind nach der .Reihe 1“, wie sie Hindemith in seiner .Unterweisung im Tonsatz“ aufgestellt hat, angeordnet. Strenge und kunstvolle dreistimmige (im Sinne Hindemiths .tonale“) Fugen wechseln mit spielfreudiqen, farbigen Genrestücken, die — von der Tonart der vorausgegangenen Fuge zur folgenden modulierend — die Verbindung herstellen und gleichzeitig die Funktion von Atempausen innerhalb des hochkomplizierten und strengen Fugenwerkes erfüllen. Die nie aussetzende Erfindung des Meisters, die von seinem Kommentator mit Eifer und Geschick ins rechte Licht gerückt wurde, ließ keinen Augenblick der Ermüdung beim Anhören des in jeder Hinsicht schwierigen Werkes aufkommen.
Neben diesem Meisterwerk, in dem sich persönliche Aussage und vollkommene Beherrschung des Handwerks die Waage halten, verblaßte merklich der Gesamteindruck, den man im 2. Kammerkonzert der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik mit Kompositionen von vier österreichischen und einem in Südamerika lebenden Autor empfing. Ein Quintett für Oboe, Mandoline und Streichtrio von Robert Leukauf (geb. 1902) i6t klanglich apart, etwas breit geraten und wurzelt, gefühlsmäßig und technisch, in der Welt der Spätromantik. — In seinen „Klaviervariationen“ huldigt Paul K o n t (geb. 1920) einem nicht unbedenklichen Primitivismus aus zweiter Hand (Strawinsky, „Les Noces“): variiert wird nicht etwa ein melodisches Thema, sondern rhythmische und klangliche Elemente. So entstehen interessante, abstrakte Klavierstücke, die sich für tänzerische Studien eignen mögen. — Die folgenden, drei Komponisten arbeiten mit der — jeweils persönlich abgewandelten — Zwölftontechnik: Hans Jelinek (geb. 1901) in sechs „Aphorismen* für zwei Klarinetten und Fagott, die zusammen genau vier Minuten dauernj Michael Gielen (geb. 1927) in einer dreisätzigen, ebenfalls aphoristischen Musik für Klarinette, Viola und Klavier, deren rücksichtslos-selbständig geführte Stimmen 6ich, wenigsten beim erstmaligen Hören, der Kontrolle und daher auch* der Wertung entziehen; schließlich Hans Erich Apostel (geb. 1901) in dem reifsten Werk dieses Konzerts, einem Quintett in fünf Sätzen für Flöte,Karlnette, Horn und Fagott, das in einzelnen Teilen, die an das Espressivo Alban Bergs heranreichen, auch zu fesseln vermag.
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