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Vom ungarischen Globus

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Unter den klassischen Wiener Operetten hat der „Zigeunerbaron“ wohl mit das interessanteste Textbuch. Die von Schnitzer etwas versüßlichte Erzählung Maurus Jokais besitzt literarisches Eigengewicht. Wenn es dtvrcheinandergeht und der spanische Erb-durcheinandergeht und der spanische Erfolgekrieg unversehens mit der Malkon-tentenverschwörung und der Theresianischen Keuschheitskommission in zeitlichen Einklang gebracht wird, so bleibt doch eine Grundsubstanz des Ungarntums übrig, die hier noch unverfälscht von späterer Operettensentimentalität geblieben ist. Wir merkten der in diesem Sinn wahrhaft repräsentativen Inszenierung Karl Heinz K r a h 1 s bei den diesjährigen Seespielen in Mörbisch an, daß sich der Regisseur der erregenden Grenznähe bewußt war, daß er dieses Werk mit einem berechtigten Seitenblick auf jene stummen Zuschauer hin spielen ließ, die vielleicht von ihren Wachttürmen heruntersahen auf die rot-weißgrünen Fahnen, die in verwehten Klängen den Räkoczimarsch zu hören bekamen und etwas vom Werberlied des

Obergespans Hommonay im Ohr behielten. So war es an diesem Abend auch keine landläufig heruntergespielte Operette, sondern ein Gruß der Muse Österreichs über die Seegrenze hinweg... Rudolf B i b 1 leitete das Seespielorchester in Kombination mit den verschiedenen, weit im Gelände hin stationierten Detachements sehr zügig. Die Brigadekapelle Eisenstadt schmetterte ihre Märsche, daß es eine Lust war. In Karl Eugen S p u r n y s klug gruppiertem Bühnenbild war Raum genug für darstellerische und sängerische Entfaltung. Elisabeth Löw-Szöky (Saffi) wetteiferte mit der Czipra Gertrud B u r g s -thalers in opernhafter Gesangsfülle. Den Barinkay gab Thomas T a r j a n, sängerisch intensiver denn in der Darstellung. Raumgreifend in jeder Hinsicht der pralle Zsupan Beppo L o u c a s, mehr als nur eine Operettenfigur machte Gerhard H o-f e r aus der scharf konturierten Gestalt des Conte Carnero.

Das Ballett (Choreographie Andrei Jerschik) war dankenswert bemüht, wirklich im folkloristischen Rahmen zu bleiben und sich nicht in Äußerlichkeiten zu verlieren, die ansonsten ein Operettenungarn im Saale vortäuschen. Hier gab es keinen Schwindel. Der Hintergrund ließ es nicht zu. Möge Mörbisch so bleiben wie es ist und nicht zur Festspielstadt werden. Gerade so gefällt uns dass alles am besten!

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