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Im Musikverein

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Das renommierte, bereits 1743 gegründete Gewandhaus-Orchester war zuletzt vor 13 Jahren im Musikverein. Inzwischen wurde das Ensemble, wenn uns unsere Erinnerung nicht täuscht, radikal verjüngt. Das bedingt bei den Streichern eine gewisse Vergröberung, freilich auch mehr Präzision. Was da allein auf das Konto des Orchesters und was auf das des Dirigenten, des 45- bis 50jährigen Schlesders Kurt Masur, geht, ist nach dieser einmaligen Begegnung schwer zu entscheiden. Regers „Mozart-Variationen“4 spielen die Leipziger anders als wir's gewohnt sind, nämlich als einzelne Charakterstücke, mit (entbehrlichen) Pausen dazwischen. Dafür gelang der Anfang der intrikaten Fuge tadellos. — Erfreulich und erstaunlich die Einfühlung des jungen Dresdener Geigers Manfred Scherzer in den Geist von Bergs Violinkonzert. Er liebt diese Musik, das merkt man. — Beethovens Vierte war gründlich geprobt und machte einen guten Eindruck. Viel Beifall —

und die „Egmonf-Ouvertüre sowie das „Meistersinger“-Vorspiel als Draufgabe. H. A. F.

*

Die Angst der Abonnenten des Liederabendzyklus der Musikfreunde, denen im ersten Konzert Lieder von Schönberg und Berg zugemutet wurden, erwies sich als unbegründet. Weder die „Vier Lieder für Gesang und Klavier, op. 2“, die Arnold Schönberg während des Unterrichts bei Zemlinsky komponierte, noch die „Sieben frühen Lieder“ von Alban Berg, die vor und während der Lehrzeit bei Schönberg entstanden sind, bereiten dem konservativen Ohr irgendwelche Schwierigkeiten. Dennoch hat Edda Moser mit dieser Programmwahl eine dankenswert mutige Tat gesetzt, die hoffentlich beispielgebend wirken wird. — Die starke Abhängigkeit von Brahms, die das Frühwerk beider Komponisten bestimmt — Schönberg hat von ihm nach eigenem Bekenntnis die „Plastik der Gestaltung“ gelernt

—, ließ es geraten erscheinen, die zweite Hälfte des Konzertes zur Gänze dem Liedschaffen dieses Komponisten zu widmen. So kam das romantische Herzensbedürfnis des Publikums voll auf seine Rechnung — zuerst bei einer Auswahl aus den „Deutschen Volksliedern“, dann bei

Kostbarkeiten wie „Therese“ und „Von ewiger Liebe“. — Das angenehme Timbre der Stimme, die flexibel geführt wird, ließ kleine Manierismen des Vortrags gern vergessen. Erik Werba erwies seine Qualitäten als Begleiter vor allem bei Brahms.

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