Lina Loos - © Foto: picturedesk.com / ÖNB-Bildarchiv / Karl Pietzner (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger)

Lina Loos: Selbstbestimmt statt "mitberühmt"

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Die Schauspielerin, Schriftstellerin und Feuilletonistin Lina Loos schrieb mit Ironie gegen Unterwürfigkeit, hohle Gesellschaftsrituale und die Anonymisierung der Ehefrau an.

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Die Schauspielerin, Schriftstellerin und Feuilletonistin Lina Loos schrieb mit Ironie gegen Unterwürfigkeit, hohle Gesellschaftsrituale und die Anonymisierung der Ehefrau an.

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"Die Frau von“, das war und ist das gängige Prädikat für Gemahlinnen namhafter Männer. Per se ist das nicht diskriminierend. Heikel wird es da, wo es mit dieser „Zuordnung“ der Person, ohne Ansehung ihrer Persönlichkeit, sein Bewenden hat. Den Ehrentitel „der Mann von“ hört man vergleichsweise selten, was sich aus dem nicht nur historischen Vorrang des Mannes in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur erklärt.

„Mitberühmt“ war zunächst auch die Schauspielerin, Schriftstellerin und Feuilletonistin Lina Loos (1882–1950). Ihre kurze Ehe mit dem Architekten Adolf Loos trug auch ihr das Prädikat „die Frau von“ ein. Doch Lina war kein Zubehör. Schon ihre Großmutter war eine eigenständige, resolute Persönlichkeit, und Linas selbstbewusste Mutter unterstützte die Tochter in deren Unabhängigkeitsdrang. Lina Loos absolvierte eine Schauspielschule und begann für Zeitungen und Zeitschriften zu schreiben. Das Best-of der Beiträge wurde 1947 als „Das Buch ohne Titel“ veröffentlicht: Geschichten über ihre Familie, Feuilletons zum Zeitgeist, Theaterbetrieb, Freundeskreis und dem Universum Sievering. Ein literarisches Panorama, das, wie es Franz Theodor Csokor formulierte, „sich zur Chronik einer versunkenen Zeit und ihrer Originale ausweitet, gewürzt mit Liebe, Geist und einem Nestroy verwandten Humor“.

„Das Buch ohne Titel“ wurde 2013 von der Edition Atelier wiederentdeckt, als Herausgeber firmierte der Wiener Kulturpublizist und Autor Adolf Opel. Nun liegt es in Neuauflage vor. Opels Vorwort präsentiert das Leben und Werk der Autorin im (kultur)geschichtlichen Kontext. Der Anhang enthält Hommagen und Nachrufe von Adolf Loos, Egon Friedell, Franz Theodor Csokor und Edwin Rollett, einstmals Kulturredakteur der Wiener Zeitung und Leiter des Wiener Ullstein Verlags.

Lina Loos (geboren als Karoline Obertimpfler) wurde am 9. Oktober 1882 als jüngstes von drei Kindern in Wien geboren. Ihre Eltern entstammten dem großbäuerlichen Milieu und brachten es zu stolzem Vermögen. Der Vater erwarb das Café Casa Piccola in der Mariahilfer Straße 1b und führte es gemeinsam mit seiner Frau. Zu den Stammgästen zählten sein „Duzfreund“ Peter Altenberg und dessen Kreis. Die Ehe der Eltern verkam zur Groteske, das Vermögen zerfloss via Kriegsanleihen. Das Café wurde 1918 verkauft, die verarmte Familie zog in eine Parterrewohnung am Donaukanal.

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