Pflanzen - © Collage: Rainer Messerklinger

Geschärfte Aufmerksamkeit. "Von der Buntheit der Krähen" von Dietmar Krug.

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Dietmar Krug Kontrastiert in „Von der Buntheit der Krähen“ die dörfliche Jagdgesellschaft mit zwei Individualistischen Außenseitern.

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Dietmar Krug Kontrastiert in „Von der Buntheit der Krähen“ die dörfliche Jagdgesellschaft mit zwei Individualistischen Außenseitern.

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Es hat etwas zu bedeuten, wenn sich die neueste Literatur verstärkt um das Dorf kümmert. Es galt ja als verdächtig, weil es als Kulisse für fragwürdige Heimatpossen und Verklärungen herhalten musste. Wer der Zeit auf die Schliche kommen wollte, musste sich auf die Städte konzentrieren, wo nicht nur der Fortschritt seinen Ursprung hat, sondern wo sich auch die Abgründe des Menschlichen besser studieren lassen. Das Dorf, wie es heute in ernsthafter Literatur aufscheint, eignet sich vorzüglich als Ort der Wildnis. Kein Wunder, die Wälder sind nicht länger idyllische Rückzugsgebiete, wo der Mensch zu sich selbst findet, zu viel ist ihnen in Zeiten des Raubbaus widerfahren.

Ein Wald ist Spiegel der Seele, die sowieso keinen Frieden kennt, so arg gebeutelt wie diese nun einmal wird heutzutage. Schriftsteller wie Dietmar Krug schätzen am Dorf seine Überschaubarkeit. Anonymität ist aufgehoben, jeder kennt jeden, jeder überwacht jeden. Damit beginnen die Probleme. Das wusste Gottfried Keller schon, das leuchtet Dietmar Krug ein. Und so gehört zu einem Dorfroman von Format ein Außenseiter. Bei Dietmar Krug fi nden sich sogar zwei. Sie heben sich ab von der Masse, die als dumpfes Kollektiv keine guten Karten bekommt im Spiel: Wie hältst du es eigentlich mit unserer Welt?

Der Dorf roman, wie ihn Dietmar Krug schreibt, ist auch eine moralische Institution. Der eine Widerspruchsgeist, auch das ein klassisches Dorfroman-Motiv, kommt nach langen Jahren der Abwesenheit zurück an den Ort seiner Kindheit und Jugend. Dort triff t er auf eine seltsame Gestalt, mit der ihn ein paar wenige Begegnungen von früher verbinden, die es als Geächtete noch härter getroff en hat. Thomas verließ das Dorf als Jugendlicher, er hätte es nicht ausgehalten. In der Stadt konnte er sich als Musikkritiker etablieren, fand sein Auslangen, bekam seine Kolumne, nichts Großartiges, immerhin ein Renommier-Projekt.

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