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Waffen für die Ukraine: Polnisches Rzeszów als Drehkreuz für Transporte

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Die südostpolnische Stadt Rzeszów und ihr Flughafen sind zum Drehkreuz für westliche Waffentransporte geworden. Welche Folgen hat das für die Bewohner? Ein Ortstermin.

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Die südostpolnische Stadt Rzeszów und ihr Flughafen sind zum Drehkreuz für westliche Waffentransporte geworden. Welche Folgen hat das für die Bewohner? Ein Ortstermin.

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Da war er wieder, der hohe Gast aus den USA. Schon zum zweiten Mal innerhalb von nur elf Monaten machte US-Präsident Joe Biden auf dem Flughafen Jasionka Halt, diesmal beim Zwischenstopp auf seinem Weg nach Kiew und von dort nach Warschau. Viel Aufhebens gab es darum in der Stadt, zu der der Regionalflughafen gehört, kaum. Das Leben im 200.000 Einwohner zählendem Rzeszów ging – wie gewohnt – weiter.

„Wir spüren den Krieg und spüren ihn gleichzeitig nicht, wachen jeden Tag mit dem Wissen auf, dass er nah ist, doch die Anwesenheit der Amerikaner gibt uns Sicherheit“, sagt Barbara Kędzierska, die seit einigen Jahren das lokale Online-Portal czytajrzeszow.pl betreibt, beim Gespräch mit der FURCHE. „Wir sind so eine Art polnisches Ramstein geworden – und das schafft ein Plus an Sicherheit.“

US-Armee auf örtliche Hotels verteilt

Auch wenn der Vergleich mit der deutschen US-Basis hinkt – von der Größe und Struktur der Ramstein-Basis, der Zahl des US-Personals, der technisch-militärischen Möglichkeiten –, die aktuelle Bedeutung Rzeszóws ist immens. Die Asphaltpiste des Flughafens ist mit 3200 Metern genauso lang wie die in der deutschen US-Basis. Die größten Flieger können hier landen – in den letzten Monaten sind es vor allem Transportflugzeuge, vollbeladen mit Waffen, die von hier aus in die rund 80 km östlich liegende Ukraine gebracht werden.

US-Einheiten tauchten hier bereits kurz vor Ausbruch des Krieges auf, später kamen Soldaten anderer NATO-Staaten. Die Bedeutung der Stadt als Waffenhub bewog den russischen Duma-Abgeordneten Konstantin Zatolin in einer TV-Sendung Ende Jänner dazu, eine „terroristische Attacke“ zu erwägen. „Wir müssen in einer Weise agieren, dass man uns nicht demaskieren kann. Ein Angriff mit Raketen auf Rzeszów wäre zu viel. Wir können es aber so weit bringen, dass etwas explodiert“, sagte Zatolin. Auch wenn der Politiker in Russland keine bedeutende Figur ist – er spricht das Selbstverständliche aus: für verdeckte russische Sabotageaktionen jenseits der Ukraine wäre der Knotenpunkt Rzeszów logisches Ziel.

Das weiß auch General Tomasz Bąk, Professor an der Privat-Hochschule für Recht und Verwaltung (WSPiA) in Rzeszów. Als praxiserfahrener Militär unterrichtet er seit Jahren im Rahmen des Studiengangs „Innere Sicherheit“, bei dem Kader für Zivilverwaltung und uniformierte Dienste ausgebildet werden. „Natürlich könnte Russland in einer Wahnsinnstat Rzeszów als erstes Objekt angreifen. Doch wir müssen uns klar machen: Moskau verfügt über Waffen, die ihm Angriffe auf das gesamte Gebiet Polens ermöglichen“, sagt er beim Interview auf dem modernen Campus. Wahrscheinlich sei ein Angriff aber nicht.

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