Dubasari - © Foto: Concordia Sozialprojekte

Republik Moldau: Corona im ärmsten Land Europas

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Die Abwahl des Präsidenten der Republik Moldau gab vielen Hoffnung, doch die Probleme des Landes bleiben und verschärfen sich sogar noch. Die österreichische Organisation Concordia versucht auch in der Pandemie zu helfen.

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Die Abwahl des Präsidenten der Republik Moldau gab vielen Hoffnung, doch die Probleme des Landes bleiben und verschärfen sich sogar noch. Die österreichische Organisation Concordia versucht auch in der Pandemie zu helfen.

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„Weg mit den Dieben, weg mit der Korruption!“, schallten die Stimmen von Demonstrierenden durch die Innenstadt Kischinaus, der Hauptstadt der Republik Moldau (Moldawien). Nur drei Wochen nach der Präsidentschaftswahl gingen im Dezember Zehntausende auf die Straße, um auch neue Parlamentswahlen zu fordern. Zum Protest aufgerufen hatte die künftige Präsidentin Maia Sandu, die als proeuropäisch gilt und die Stichwahl vom 15. November gegen den russlandfreundlichen vorherigen Amtsinhaber Igor Dodon für sich entscheiden konnte. Die Ökonomin Sandu war zuvor Beraterin bei der Weltbank in Washington, D.C., danach Bildungsministerin und Oppositionsführerin der 2,5 Millionen Einwohner zählenden Republik gewesen. Neuwahlen gab es bislang keine, die chronisch instabile politische Lage bleibt aber angespannt. Eines der größten Probleme der früheren Sowjetrepublik ist die grassierende Korruption. Die Republik Moldau, zwischen der Ukraine und Rumänien gelegen und politisch eng an Russland gebunden, belegt den 120. von 188 Plätzen im Ranking von Transparency International. Ein Fünftel der Bevölkerung gibt an, im letzten Jahr ein Bestechungsgeld an eine öffentliche Stelle bezahlt zu haben, seien es Krankenhäuser, Schulen oder das Gemeindeamt.

Der Exodus der Jungen

Mit einem Durchschnittseinkommen von monatlich rund 100 Euro ist die Republik Moldau überdies das ärmste Land Europas. Mittlerweile ist ein Viertel der Bevölkerung ausgewandert, hauptsächlich nach Russland, zuletzt vermehrt in die EU, weil vor allem die Jungen keine Perspektive für sich sehen. Erschwerend kommt die Coronakrise hinzu, die das nur 2,5 Millionen Einwohner zählende Land besonders hart getroffen hat. Rund 165.000 bestätigte Infektionen wurden gemeldet, doch da kaum getestet wird, dürfte die Dunkelziffer wesentlich höher sein. Mehr als 3500 Menschen starben bisher an oder mit dem Virus. „Das Gesundheitssystem ist längst überfordert, wir haben nicht genügend Ärzte“, sagt Cristina Dabija von „Concordia Sozialprojekte“. Die Organisation mit Sitz in Wien führt seit 1994 Hilfsprojekte im Osten Europas durch, die sich vor allem an Kinder und ihre Familien, aber auch Menschen aus schwierigen sozialen Verhältnissen richten. 2004 begann Concordia mit zwölf Kindern in der moldauischen Hauptstadt Kischinau, mittlerweile gibt es 56 Hilfseinrichtungen in 46 Dörfern im ganzen Land. Auch im Nachbarland Rumänien sowie in Bulgarien ist die Organisation aktiv.

Generationenperspektive

Hilfe für Jung und Alt wird im Concordia­ Haus im Dorf Dubăsarii Vechi vereint, nahe der Hauptstadt, wo Senioren gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen leben und betreut werden. Für die Älteren, zwischen 60 und 85 Jahre alt, besteht sowohl eine Tagesstruktur als auch permanente Wohnplätze. Täglich ist für mehrere Stunden eine Krankenpflegerin da, auch gibt es viermal täglich Essen für die Dauerbewohner.

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