Erklär mir deine Welt
DISKURSBrief #16: Wenn ich heute schon so ehrlich mit Ihnen bin...
In der dialogischen FURCHE-Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen der Hörfunkpionier Hubert Gaisbauer und die Radiojournalistin Johanna Hirzberger miteinander ins Gespräch. Im 14. Brief geht es um belästigende Blicke und die Unterschiede darin, was Frauen und Männer hören.
In der dialogischen FURCHE-Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen der Hörfunkpionier Hubert Gaisbauer und die Radiojournalistin Johanna Hirzberger miteinander ins Gespräch. Im 14. Brief geht es um belästigende Blicke und die Unterschiede darin, was Frauen und Männer hören.
Lieber Herr Gaisbauer!
Dieses Mal fällt es mir schwer, Ihnen zu antworten. Gerade jetzt, da sexualisierter Machtmissbrauch (der im Patriarchat seinen Ursprung findet) in aller Munde ist, höre ich aus Ihnen die Stimme des alten weißen Mannes sprechen. Ich nehme Ihren Vermerk, dass Sie die Bezeichnung „sehr hübsche Frau“ streichen sollten und dann noch einmal auf Ihre Bewertung ihrer Optik eingehen, als provokant wahr.
Grundsätzlich finde ich Provokationen ja gut, sie können den Diskurs anregen. In diesem Fall mache ich mir jedoch Sorgen um den respektvollen Austausch zwischen uns. Ich hinterfrage den Sinn des Dialogs, wenn ich mich Ihnen (und unserem Publikum) öffne, von Grenzüberschreitungen und Alltagssexismus erzähle, welche ich erlebe – und Sie darauf mit einer unterhaltenden Reizung antworten.
In einem saloppen Dialog fühlte sich Ihre Reaktion für mich wie folgt an. Ich schreibe: „Lieber Herr Gaisbauer, es fühlt sich echt nicht fein an, wenn man offensichtlich angestarrt wird, auch nicht, wenn der Grund dafür ist, dass man fesch ausschaut.“ Sie antworten mir: „Ich möchte es mir aber nicht nehmen lassen, eine Frau anzuschauen, wenn ich sie hübsch finde. Übrigens habe ich letztens eine sehr hübsche Frau angestarrt, ich kann nichts dafür, sie ist schuld, wäre sie nur nicht so hübsch, dann müsste ich sie nicht anschauen.“
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