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Brief #36: Ich halte diese Katastrophen nicht mehr aus

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In der dialogischen FURCHE-Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen die Radiomenschen Hubert Gaisbauer und Johanna Hirzberger miteinander ins Gespräch. Diese Woche geht es um Erschöpfung und Unterhaltung.

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In der dialogischen FURCHE-Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen die Radiomenschen Hubert Gaisbauer und Johanna Hirzberger miteinander ins Gespräch. Diese Woche geht es um Erschöpfung und Unterhaltung.

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Lieber Herr Gaisbauer!

Auf welcher Seite wird Ihnen denn diese Werbung eingeblendet? Und spielen Sie denn überhaupt Videospiele? Vielleicht ist das ein bisschen vorurteilsbehaftet von mir, aber ich hätte Sie jetzt nicht als Gamer eingeschätzt. Jetzt musste ich kurz auflachen. Ich stellte mir gerade vor, wie Sie in einem schwarzen Hoody in einem blau beleuchteten Raum vor einem PC sitzen und World of Warcraft zocken. Echte Gameonik(inn)en raunzen jetzt sicher auf bei meiner Vorstellung von ihrem Sport. Meine Fantasie geht mit mir durch. Vielleicht liegt das an meiner Langeweile. Seit Tagen liege ich krank im Bett. Eigentlich ist es nur eine Erkältung, aber kaum bewege ich mich, bin ich gleich wieder müde und breche erschöpft auf der nächstgelegenen Liegefläche zusammen. Es sei mir also verziehen, falls mein heutiger Brief an Sie keine Glanzleistung ist.

Bitte einfach nur Unterhaltung

Momentan, also seit 24 Stunden, bin ich weitestgehend medial abstinent. Es fühlt sich falsch an (warum eigentlich?), aber ich kann gerade keine Nachrichten konsumieren. Oder genauer gesagt, ich halte all diese Katastrophen nicht aus. Deshalb schaue ich nur ein Mal am Tag die Nachrichten. Dass ich mich gerade nicht so gut abgrenzen kann, liegt sicher auch an meiner Kraftlosigkeit. Gleichzeitigt flüstert etwas in mir, dass ich fun, fun, fun brauche, also zieht es mich zur Unterhaltung.

Wie ausgeprägt mein Verlangen danach ist, habe ich an Tag eins meiner Erkältung bemerkt. Eine ganze Netflix Serie habe ich durchgebinged – und zusätzlich noch stundenweise Comedy-Podcasts gehört. Bis ich einschlief. Am nächsten Morgen fühlte ich mich leer. Komisch, ich sollte doch nach dem Konsum gesättigt sein. Es fühlte sich aber so an, wie wenn man hungrig in die Fast-Food-Kette seines Vertrauen geht, ein ganzes Menü verschlingt, sich so voll fühlt, dass man am Tisch abstützen muss, um vom Sessel aufzustehen – und kaum ist man zu Hause, knurrt schon wieder der Magen. Kennen Sie das Phänomen?

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