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Brief #10: Bilde ich mir die Barrieren in der Hochkultur ein?

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In der dialogischen FURCHE-Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen die Radiojournalistin Johanna Hirzberger und der Hörfunkpionier Hubert Gaisbauer miteinander ins Gespräch. Diese Woche geht es um Wokeness und Hochkultur.

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In der dialogischen FURCHE-Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen die Radiojournalistin Johanna Hirzberger und der Hörfunkpionier Hubert Gaisbauer miteinander ins Gespräch. Diese Woche geht es um Wokeness und Hochkultur.

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Lieber Herr Gaisbauer,

Schön, dass Sie wütend sind. Das wäre ich auch gerne, aber ich erlaube es mir nicht. Das zu ändern, gehört zu meinen Jahresvorsätzen. Ebenso, mir Zeit für Kultur sowie Freundinnen und Freunde zu nehmen. Deshalb habe ich mich sehr über die Einladung einer Freundin ins Wiener Konzerthaus gefreut. Ich warf mir meinen blauen Blazer über und schlüpfte in meine frisch geputzten Schuhe. Im Eingangsbereich empfingen mich schick gekleidete Menschen mit Weingläsern. Ihr aufgeregtes Getratsche wurde von Blasmusik untermalt.

Und genau jetzt oute ich mich. Denn um ehrlich zu sein, konnte ich dem Klang nach nicht zuordnen, um welche Instrumente es sich handelte. Sollte ich besser nicht davon erzählen? Ich arbeite doch für einen Kultursender. Doch, ich bin heute mutig und traue mich, darüber zu sprechen, denn ich weiß, ich bin gut, so wie ich bin, auch wenn ich manche Dinge nicht in die Wiege gelegt bekommen habe. So sehr ich den Abend in Gesellschaft sowie die fünf Stunden Smartphone-Detox genossen habe, so brodelte in mir doch ein Gefühl, das mich seit meiner Ankunft in Wien vor über zehn Jahren verfolgt. Das Gefühl, hier nicht dazuzugehören.

Kulturelle Codes erkennen, um nicht aufzufallen

Und mit „hier“ meine ich die Gesellschaft der Kulturbourgeoisie. Diese Menschen umgibt eine Aura, die ihnen automatisch eine Existenzberechtigung gibt. Eine Aura, die ich lange Zeit an mir vermisste. Auch an diesem Abend versuchte ich, die kulturellen Codes zu erkennen, um nicht aufzufallen. Sobald aber in den Sälen die Lichter gedimmt wurden und die Streicher(innen) zu spielen begannen, entspannte ich. Zumindest bis zur Nachbesprechung in der nächsten Pause. Dazu fehlten mir die Vokabel.

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