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Brief #46: Ich war einfach nur wahnsinnig unsicher

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In der Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen Hubert Gaisbauer und Johanna Hirzberger miteinander ins Gespräch. Diese Woche geht es um Schüchternheit. 

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In der Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen Hubert Gaisbauer und Johanna Hirzberger miteinander ins Gespräch. Diese Woche geht es um Schüchternheit. 

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Lieber Herr Gaisbauer!

Ihr letzter Brief hat mich zum Lesen verführt. Ich gestehe, die Werke von Herrn Fosse sind noch nicht an der Reihe, aber vielleicht demnächst. Selbstverständlich werde ich, wenn ich mich diesen widme, meine Meinung mit Ihnen und unserer Community teilen. Ja, ich werde versuchen, zumindest den ersten Teil zu lesen. Falls Sie eine Zurückhaltung heraushören, sie ist dem „langsamen Lesen“ geschuldet. Denn während Ihre Interpretation des „langsamen Lesens“ romantisch, entschleunigend klingt und mir Lust auf meine Kuscheldecke und einen Pfefferminztee bereitet, ist meine Assoziation mit „langsamem Lesen“ eine unangenehme.

Übergestülpte Vorurteile

Als Kind fiel mir das Lesen nämlich gar nicht so leicht. Zwar hatte ich Interesse an Büchern und Geschichten, die mir sowohl meine Mutter als auch meine Großmutter mehrmals täglich vorlesen mussten, aber die Buchstaben wollten nicht als Wort in einem Guss aus meinem Mund. Wahrscheinlich war ich auch ungeduldig. Das bin ich heute leider manchmal noch immer. Jedenfalls fühlte ich mich von der Unterrichtspraxis meiner damaligen Lehrerin gequält. Aufstehen, nach vorn gehen und laut vorlesen, um dann, kaum hatte ich mich versprochen, vor der gesamten Klasse bloßgestellt zu werden. Glauben Sie mir, es lag nicht an meiner Erziehung, ich war einfach nur wahnsinnig unsicher. Und diese Art der Pädagogik machte mich immer scheuer.

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