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Brief #24: Nein, das will ich nicht, auch nicht im Spiel

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So wie Sie bei Barbies tobten, erlebte ich meine Mutter, als ich mir eine Spielzeugwaffe wünschte. Heute bin ich ihr für ihre Durchsetzungskraft dankbar.

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So wie Sie bei Barbies tobten, erlebte ich meine Mutter, als ich mir eine Spielzeugwaffe wünschte. Heute bin ich ihr für ihre Durchsetzungskraft dankbar.

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Lieber Herr Gaisbauer!

Oh, wie schön, wieder ist es Ihnen gelungen, mit einer Ihrer Erinnerungen mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Und das am frühen Morgen. So wie Sie bei Barbies tobten, erlebte ich meine Mutter beim Kirtag, als ich mir von ihr eine Spielzeugwaffe wünschte. Als Kindergartenkind hatte ich einen sehr guten Freund, der diverse Pistolenarten inklusive kleiner oranger Plastikpatronen in seinem Spielzeugsortiment hatte - und naja, ich wollte mich wehren.

Über zehn Jahre später war ich Au-Pair in Holland und verstand, warum meine Mutter mir diesen Wunsch verwehrt hatte. Als Wochenend-Event traf ich mich mit meinen italienischen, schwedischen und niederländischen Freundinnen beim Lasertag. Ich habe es kaum erwarten können. Mein Bauch kribbelte vor Vorfreude, als mir meine Kampfausrüstung übergeben wurde. Dann ging es ins Dunkle, und als ich mit dem Laser auf eine Freundin zielte, wurde mir mulmig. „Nein, das will ich nicht, auch nicht als Spiel“, wurde mir bewusst. Und so wartete ich in meinem Versteck, bis der Trubel vorbei war. Seitdem war ich von meinem Wunsch geheilt und bin meiner Mutter für ihre Durchsetzungskraft dankbar.

Der Horror von Klimaprognosen reicht

Allerdings begeistert es mich, wenn Erwachsene in der Konfrontation mit ihren Kindern Liebe über Ideologie stellen. Durch meine Nichte und meinen Neffen komme auch ich langsam in diesen Genuss – und muss manchmal im Nachhinein auch über die Situationen schmunzeln. Zum Beispiel, wenn ich mich mit meiner Nichte zu einer Netflix-Night treffe und ich die Wahl zwischen den Kardashians oder Horrorfilmen habe. Beides reizt in mir ideologische Argumentationslust. Ich erinnere mich dann daran, wie ich als Teenager meine Cousine in Kärnten besucht habe, und wir uns in die Horrorabteilung des Filmverleihs schlichen, um den angsteinflößendsten Film zu finden, den wir anschauen könnten. Einmal war es „Blair Witch Project“. Dann verstehe ich, warum meine Nichte so gern diese Filme konsumiert – ich vermute, es ist der Reiz des „Gefährlichen“. Aber: Der Horror zukünftiger Klimaprognosen und ihre gegenwärtigen Vorboten reichen mir an Nervenkitzel aus, deshalb entscheide ich mich meist für die Kim und Co.

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