Erklär mir deine Welt
DISKURSBrief #45: Während ich lese, wächst die Sehnsucht
In der Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen Hubert Gaisbauer und Johanna Hirzberger miteinander ins Gespräch. Diese Woche geht es um ein besonderes Leseerlebnis.
In der Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen Hubert Gaisbauer und Johanna Hirzberger miteinander ins Gespräch. Diese Woche geht es um ein besonderes Leseerlebnis.
Liebe Frau Hirzberger!
Bevor ich den ersten Brief im neuen Jahr an Sie schreiben wollte, habe ich noch einen Blick in den Newsletter eines verdienten, sprachlebendigen und geschätzten Journalistenkollegen geworfen, weil’s darin auch um die guten Vorsätze geht. Da – oh Schreck! – lese ich ein paar Zeilen aus einem Poesiealbum-Gedicht, das der Kollege, so schreibt er, im Klo hängen hat – wohl zu täglichen Besinnungsminuten: Wenn ich noch einmal leben könnte, / würde ich von Frühlingsbeginn an / bis in den Spätherbst hinein barfuß gehen. / Und ich würde mehr mit Kindern spielen, / wenn ich das Leben noch vor mir hätte. / Aber sehen Sie ... ich bin 85 Jahre alt / und ich weiß, dass / ich bald sterben werde.
Auch wenn einiges, denke ich, ziemlich genau auf mich zutrifft, spüre ich doch keinen Hauch von Todessehnsucht in mir! Und auch Ihr Neujahrsbrief, liebe Frau Hirzberger, hat mich vielmehr froh und zuversichtlich gestimmt und ermutigt, mich wenigstens von mancher Schein-Verpflichtung im neuen Jahr nicht mehr bedrängen zu lassen – und getreu dem Motto meines Lieblingsheiligen – des Papa buono Giovanni Ventitreesimo – „ruhig und froh“ weiterzuleben!
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