Erklär mir deine Welt
DISKURSBrief #39: Erkenne dich selbst, auch auf Tik-Tok!
In der dialogischen FURCHE-Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen die Radiomenschen Hubert Gaisbauer und Johanna Hirzberger miteinander ins Gespräch. Diese Woche geht es um Tol-Tok und Verletzlichkeit.
In der dialogischen FURCHE-Kolumne "Erklär mir deine Welt" kommen die Radiomenschen Hubert Gaisbauer und Johanna Hirzberger miteinander ins Gespräch. Diese Woche geht es um Tol-Tok und Verletzlichkeit.
Liebe Frau Hirzberger!
Im Laufe unseres Briefwechsels haben Sie mich einmal gefragt, was ich in letzter Zeit „zum ersten Mal“ gemacht hätte. Ich habe Ihnen damals einen romantischen Gang „barfuß im Wald“ vorgeflunkert, dann aber – meiner Seelenruhe zuliebe – diesen auch wirklich nachgeholt, aber vergessen, Ihnen mitzuteilen, dass die Wirklichkeit nicht ganz so erhebend war, wie die moosweiche Vorstellung. Wie so oft im Leben.
Auf Ihren jüngsten Brief hin habe ich – diesmal wirklich – etwas zum ersten Mal gemacht. Ich habe Tik-Tok geschaut.
Zwar mit dem Gefühl, als hätte ich ein Keuschheitsgelübde gebrochen. Noch dazu, wenn sich das Objekt meiner Tik-Tok-Begierde als Künstlerin „Toxische Pommes“ nennt, also mit zwei Wörtern, die sich auf meinem ganz persönlichen Verzeichnis der geächteten Wörter befinden. „Toxisch“ grinst ja bereits aus jeder staubigen Ecke hervor – und das derbe „Pommes“ verdirbt mir den Genuss an den köstlichen weich-knusprig goldgelben Erdäpfelstäbchen. Aber: ich habe mir auf Ihre Empfehlung die Performerin (sagt man so?) Irina mit dem toxischen Künstlernamen auf Tik-Tok angeschaut. Vorweg gesagt: Ich finde sie außerordentlich gut. Es war ein Blick auf eine mir bislang völlig fremde Ästhetik, diese repetierten Sprechfragmente – wie Scherben eines zerbrochen Spiegels – und ich seh’ mich darin, je länger ich hinschaue - und muss achtgeben, dass ich mich nicht daran verletze.
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